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Pareto
Pareto,
 
Vilfredo, italienischer Volkswirtschaftler und Soziologe, * Paris 15. 7. 1848, ✝ Céligny (bei Genf) 19. 8. 1923; promovierter Ingenieur, 1870-90 (zuletzt als Generaldirektor) in der Eisenindustrie tätig, 1893-1911 Professor für politische Ökonomie in Lausanne als Nachfolger von L. Walras und Mitbegründer der Lausanner Schule (Grenznutzenschule). Pareto versuchte in seinen Hauptwerken (u. a. »Cours d'économie politique«, 2 Bände, 1896-97; »Les systèmes socialistes«, 2 Bände, 1902-03; »Trattato di sociologia generale«, 2 Bände, 1916) unter Anwendung mathematischer Methoden eine exakte Wirtschafts- und Sozialtheorie zu schaffen. Das Verhalten des Homo oeconomicus, das er als exemplarisch für soziales Handeln überhaupt betrachtete, erfasste Pareto u. a. über ökonomische Modelle. Damit verfeinerte er die allgemeine Gleichgewichtstheorie. Seine Theorie der Wahlakte, die er mit dem Konzept der Indifferenzkurven darstellte, begründete die ordinale Nutzentheorie (Nutzen). Auf seinen Analysen fußt die moderne Wohlfahrtsökonomik (Pareto-Optimum) und eine Theorie der personellen Einkommensverteilung (Pareto-Verteilung).
 
In die Soziologie führte Pareto die Unterscheidung von logischen (zweckrational bestimmten) und nichtlogischen (sozialen) Handlungen ein; Letztere unterschied er nach ihren pseudorationalen Begründungen (Derivationen) und nach ihren vorrationalen Antrieben (Residuen). Auf Pareto geht auch die Lehre vom »Kreislauf der Eliten« zurück, die er nach ihrer politischen und ökonomischen Seite hin ausbaute und durch die er großen Einfluss auf die Vorstellungen des Faschismus hatte. Diese Lehre geht von der Voraussetzung der antagonistischen Struktur der Gesellschaft aus; das soziale Geschehen beruht in diesem Sinne auf dem stetigen Gegensatz der verschiedenen Gesellschaftsschichten und -klassen und ihrer unversöhnlichen Interessen. Innerhalb des als Pyramide verstandenen hierarch. Gesellschaftsaufbaus, bestehend aus der Masse der politisch Unbegabten, der in mittlerem Maße qualifizierten Mittelschicht und der allein zur politischen Führung fähigen Minderzahl der Eliten, spielt sich die Auseinandersetzung um die Macht jedoch letztlich immer nur zwischen den Eliten ab. Diese suchen durch theoretische Begründungsversuche (soziale und geschichtsphilosophische Theorien) die gegebenen Machtverhältnisse den Massen gegenüber zu legitimieren.
 
Ausgabe: Œuvres complètes, herausgegeben von G. Busino, 30 Bände (1-41964-89).

Universal-Lexikon. 2012.