Operationalismus,
eine aus der Physik stammende wissenschaftstheoretische Doktrin, nach der alle Begriffe oder begriffliche Beziehungen im Rahmen einer Theorie nur dann als sinnvoll anerkannt werden, wenn bei ihrer Definition die Verfahren (Operationen) mit angegeben werden, unter denen die jeweiligen Sachverhalte oder Vorgänge beobachtet beziehungsweise hergestellt werden können.
Der strikte Operationalist argumentiert so: Ein Begriff ist nur dann wissenschaftlich oder zumindest wissenschaftlich anwendbar zu nennen, wenn er in messbaren Kategorien erfasst werden kann, und das auch nur im Hinblick auf den Grad seiner Operationalisierung. In diesem Sinne wird etwa »Intelligenz« als das aufgefasst, was ein (entsprechend konstruierter) Intelligenztest misst; bei dieser Betrachtungsweise können Bedeutungsinhalte verloren gehen.
II
Operationalịsmus
der, -, Wissenschaftstheorie: eine auf den Physiker P. W. Bridgman zurückgehende Position, die behauptet, dass die Grundbegriffe der empirischen Wissenschaft ihre Bedeutung durch Handlungen (»Operationen«) erhalten. So erhält z. B. der Begriff »Länge« seine Bedeutung durch Handlungen des Längemessens, wobei sich die Frage stellt, wie verschiedene Handlungen zum selben Begriff führen können. Bridgman versuchte mit seinem Operationalismus v. a. den durch die Relativitätstheorie aufgeworfenen Grundlagenproblemen der Physik Rechnung zu tragen.
Als Sinnkriterium für Begriffe lässt sich das operationale Prinzip den Bemühungen des logischen Empirismus um ein empiristisches Sinnkriterium zuordnen. In der Psychologie tritt der Operationalismus im Zusammenhang mit dem Behaviorismus auf. Im Unterschied zum analytischen deskriptiven Operationalismus Bridgmans, der sich auf bloße Methodologie beschränkt, liegt in H. Dinglers normativem Operationalismus und der konstruktiven Wissenschaftstheorie der Versuch einer wissenschaftstheoretischen Begründung der Wissenschaft nach konstruktiven Prinzipien vor. In der neueren Entwicklung des Operationalismus wird das Begründungsproblem der Mathematik (samt Logik und Logistik) mit dem umfassenderen Begründungsproblem der exakten Naturwissenschaften und sogar der Moralphilosophie verbunden.
J. Klüver: O. Kritik u. Gesch. einer Philosophie der exakten Wiss.en (1971).
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Ope|ra|ti|o|na|lịs|mus, der; - (Wissenschaftstheorie): Auffassung, nach der wissenschaftliche Begriffe nur dann von Bedeutung sind, wenn sie mithilfe bestimmter Operationen (3 b) gewonnen u. durch die Angabe dieser Operationen definiert werden.
Universal-Lexikon. 2012.