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Neusiedler See
Neusiedler See,
 
ungarisch Fertő-tó ['fɛrtøːtoː], sehr flacher (durchschnittlich 70-150 cm tief), weitgehend abflussloser See (Steppensee mit etwas erhöhtem Salzgehalt) in der Ebene zwischen Donau und Raab östlich des Leithagebirges, im nördlichen Burgenland, Österreich, und (Südteil) in Ungarn (Bezirk Raab-Wieselburg-Ödenburg), 115 m über dem Meeresspiegel, Nord-Süderstreckung rd. 30 km, maximal etwa 2 m tief; im Nordwesten mündet die Wulka, jedoch weitgehend von Grundwasser gespeist. Der Neusiedler See hat einen (auch jahreszeitlich) schwankenden Wasserstand (1786: 515 km2; 1855-68 ausgetrocknet) und ist von einem 1-3 km breiten Schilfgürtel umgeben; im Süden verlandet er besonders stark. Von seinem Gesamtareal von (1993) etwa 276 km2 entfallen 157 km2 (135 km2 in Österreich) auf die freie Wasserfläche und etwa 120 km2 (in Österreich etwa 100 km2; um 1900 erst rd. 50 km2) auf den 2,5-3 m hohen Schilfgürtel mit reichem Vogelleben (seit 1977 Biosphärenreservat der UNESCO, aufgrund der Eutrophierung ständig wachsend; Biologische Station bei Illmitz), der nur bei Podersdorf am See, dem einzigen Ort direkt am Ufer, unterbrochen ist. Das Schilf wird zum Teil wirtschaftlich genutzt; der Schilfschnitt erfolgt nur auf 10-15 % des Schilfgürtels. 1994 wurde gemeinsam mit Ungarn der Nationalpark Neusiedler See (rd. 16 000 ha) eingerichtet.
 
Der Neusiedler See ist Zentrum eines im Sommer viel besuchten Fremdenverkehrsgebietes; der zunehmende Ausbau kollidiert jedoch mit den Interessen des Landschafts- und Naturschutzes. Die meisten Seerandsiedlungen (z. B. Rust; Mörbisch am See mit Seebühne und Wanderweg durch den Neusiedler See nach Illmitz) haben (Bade-)Zugänge (Stege) zum Wasser. Im nördlichen Seeteil besteht Ausflugsschifffahrt. Um den Neusiedler See entwickelte sich der Weinbau (begünstigt durch die temperaturausgleichende Wirkung des Sees) fast zur Monokultur. In den beiden Weinbaugebieten Neusiedler See (östlich und nördlich) und Neusiedler-See-Hügelland (westlich des Sees) bewirtschaften rd. 9 500 Winzerbetriebe (oft im Nebenerwerb) rd. 14 000 ha Rebland, zu 70 % mit Weißweinreben, v. a. Grünem Veltliner, Welschriesling, Müller-Thurgau und Weißem Burgunder, bestanden. - Die Kulturlandschaft Neusiedler See wurde 2001 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
 
Literatur:
 
H. Löffler: Der N. S. Naturgesch. eines Steppensees (Wien 1974).
 

Universal-Lexikon. 2012.