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Neidhart von Reuental
Neidhart von Reuental,
 
Herr Nîthart, mittelhochdeutscher Minnesänger aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, nachweisbar etwa zwischen 1210 und 1237 (oder 1242?). Herkunft und Stand (niederer bayerischer Adel?) sind ebenso wenig sicher wie die Bedeutung des Beinamens »von Reuental« (Herkunftsbezeichnung; symbolische Bedeutung im Sinne von »Jammertal«), der nur innerhalb der Lieder als lyrischer Protagonist, nicht als Name des Dichters in den Handschriften erscheint. Neidhart lebte bis etwa 1230 in Bayern, dann in der Umgebung Herzog Friedrichs II. von Österreich. Aus seinen unkonventionellen, illusionslosen Kreuzliedern ist auf die Teilnahme an einem Kreuzzug (1217-21 eher als 1228-29) zu schließen. Neidhart ist der Begründer der dörperlichen Dichtung. In seinen mit Natureingang beginnenden Sommer- und Winterliedern transponiert er das Modell des höfischen Minnesangs in eine bäuerliche Umgebung und parodiert es damit für ein höfisches Publikum. In den Sommerliedern erscheint der Sänger als der von Bauernmädchen Begehrte, in den Winterliedern als der den bäuerlichen Rivalen Unterlegene. Neidharts Lieder hatten eine weit reichende Nachwirkung, auch auf andere Gattungen (Neidhart Fuchs, Neidhartspiele). Die älteste Handschrift (Ende des 13. Jahrhunderts) enthält 56 Lieder Neidhart. Insgesamt sind unter seinem Namen etwa 140 Lieder überliefert, viele mit Melodien.
 
Ausgaben: Sangweisen, herausgegeben von E. Rohloff, 2 Bände (1962); Die Lieder, herausgegeben von S. Beyschlag (1975); Die Lieder Neidharts, herausgegeben von E. Wiessner (41984).
 
Literatur:
 
E. Simon: N. v. R. Gesch. der Forschung u. Bibliogr. (Den Haag 1968);
 
N., hg. v. H. Brunner (1986);
 G. Schweikle: N. (1990);
 D. Kühn: N. u. das Reuental (Neuausg. 1996).

Universal-Lexikon. 2012.