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Nawaz Sharif
Nawaz Sharif,
 
Mian Mohammed, pakistanischer Politiker, * Lahore 25. 12. 1949; aus einer der führenden Industriellenfamilien des Landes (Unternehmensgruppe »Ittefaq«). Bis zum Tod des Militärdiktators M. Zia ul-Haq (1988) von diesem gefördert, war Nawaz Sharif 1981-85 Finanzminister und 1985-90 Chefminister der Provinz Punjab, seit 1985 dort auch Vorsitzender der Pakistan Muslim League (PML, Muslimliga). Er führte das 1988 entstandene Wahlbündnis »Islamische Demokratische Allianz« (IDA). Nach Absetzung der Regierung seiner politischen Rivalin B. Bhutto (August 1990) und dem Sieg der IDA bei Neuwahlen (Oktober 1990) wurde Nawaz Sharif im November 1990 Premierminister. In einen Machtkampf mit Staatspräsident Ishaq Khan verstrickt, wurde er von diesem im April 1993 unter der Beschuldigung von Misswirtschaft, Nepotismus und Korruption abgesetzt, erreichte aber mit Hilfe des Obersten Gerichtshofes im darauf folgenden Monat seine Wiedereinsetzung ins Amt und trat schließlich nach heftigen Oppositionsprotesten im Juli 1993 (zusammen mit Ishaq Khan) zurück. Als sich die PML 1993 spaltete, übernahm er die Leitung der »Nawaz«-Gruppe (PML-N), die bei Parlamentswahlen im Februar 1997 siegte; Nawaz Sharif wurde daraufhin erneut Premierminister. Auch in seiner zweiten Amtszeit konnte er Pakistan nicht aus dessen ökonomischer Krise herausführen; es gelang ihm (trotz mehrerer persönlicher Initiativen) nicht, das Verhältnis zu Indien nachhaltig zu verbessern, wie die indischen Versuchen nachfolgenden pakistanischen Kernwaffentests im Mai 1998 und der 1999 wiederaufflammende Kaschmirkonflikt offenbarten. Innenpolitisch die Islamisierung der Justiz vorantreibend, wurde Nawaz Sharif wegen der sich zuspitzenden innenpolitischen Situation (Nepotismus, religiöser Terrorismus und wachsende Verarmung) heftig von der Opposition angegriffen und entging im Januar 1999 nur knapp einem Attentat. Sein Versuch, im Sommer 1999 im militärischen Konflikt um Kaschmir einzulenken, brachte ihn in Gegensatz zur Armee. Am 12. 10. 1999 wurde er durch einen von General P. Musharraf geführten Militärputsch gestürzt und nach einer Anklage wegen Terrorismus und Flugzeugentführung im April 2000 von einem Antiterrorgericht in Karatschi zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt (im Oktober 2000 zu einmal lebenslänglich abgemildert). In einem weiteren Prozess wegen Korruption erhielt Nawaz Sharif am 22. 7. 2000 eine zusätzliche Haftstrafe von 14 Jahren, verbunden mit dem Verbot, in den nächsten 21 Jahren ein öffentliches Amt auszuüben. Im Dezember 2000 begnadigte ihn der Militärmachthaber Musharraf und ließ ihn mit seiner Familie nach Saudi-Arabien ausreisen.

Universal-Lexikon. 2012.