Akademik

Nabokov
Nabọkov
 
[englisch nə'bəʊkɔf, nə'bɔːkəf],
 
 1) Nicolas (Nikolai), amerikanischer Komponist russischer Herkunft, * Ljubtscha (Gebiet Grodno) 17. 4. 1903, ✝ New York 6. 4. 1978, Vetter von 2); studierte in Moskau, Berlin (F. Busoni) und Paris, war nach seiner Emigration 1933 Dozent an verschiedenen amerikanischen Universitäten, 1963-68 künstlerischer Leiter der Berliner Festwochen; ab 1970 Professor für Ästhetik an der New York State University in Buffalo. Seine Kompositionen (u. a. Oper »The holy devil«, 1958, Neufassung als »Der Tod des G. Rasputin«, 1959) gehören zur nationalrussischen Schule.
 
 2) Vladimir, russisch Wladimir Wladimirowitsch Nabọkow, amerikanischer Schriftsteller russischer Herkunft, * Sankt Petersburg 23. 4. 1899, ✝ Montreux (Schweiz) 2. 7. 1977, Vetter von 1); emigrierte 1919 nach Großbritannien. Nach dem Studium in Cambridge (1919-22) lebte er bis 1937 in Berlin. Über Paris wanderte er 1940 in die USA aus (Einbürgerung 1945) und war 1948-59 Professor für russische und europäische Literatur an der Cornell University. Zuletzt lebte er als freier Schriftsteller in der Schweiz. - Die erste Phase seines Schaffens umfasst Gedichte, Kurzgeschichten und Romane in russischer Sprache, die er unter dem Pseudonym V. Sirin veröffentlichte. Die zweite Phase begann in den USA mit englischen Publikationen, von denen besonders seine stilistisch brillanten psychologischen Romane (u. a. »Bend sinister«, 1947; deutsch »Das Bastardzeichen«) Anerkennung fanden. Aufsehen erregte der Roman »Lolita« (1955; deutsch), der sexuelle Normen und Verhaltensweisen in den USA satirisch durchleuchtet. Nabokovs Werke zeichnen sich durch parodistische Elemente, raffinierte Sprachspiele, komplexe Strukturen und Skepsis gegenüber einer als unsicher empfundenen Wirklichkeit aus. Der experimentelle Roman »Pale fire« (1962; deutsch »Fahles Feuer«) ist ein Vexierspiel mit verschiedenen Realitätsebenen; in »Ada. Or ardor: a family chronicle« (1969; deutsch »Ada oder das Verlangen«) reflektiert Nabokov im Rahmen der Chronik einer inzestuösen Liebe über die existenziellen Probleme von Liebe, Raum und Zeit. Nabokov übersetzte literarische Werke aus dem Russischen und Englischen; seit 1986 auch in der Sowjetunion gedruckt.
 
Weitere Werke: Romane: Mašen'ka (1926; deutsch Maschenka); Korol', dama, valet (1928; deutsch König, Dame, Bube); Zaščita lužina (1930; deutsch Lushins Verteidigung); Kamera obscura (1932; deutsch Gelächter im Dunkel); Otčajanie (1936; deutsch Verzweiflung); Priglašenie na kazn' (1938; deutsch Einladung zur Enthauptung); Volšebnik (1939; deutsch Der Zauberer); The real life of Sebastian Knight (1941; deutsch Das wahre Leben des Sebastian Knight); Dar (entstanden 1937, gedruckt 1952; deutsch Die Gabe); Pnin (1957; deutsch); Transparent things (1972; deutsch Durchsichtige Dinge); Look at the harlekins! (1974; deutsch Sieh doch die Harlekins!).
 
Erzählungen: Nine stories (1947); Vesna v Fial'te. I drugie rasskazy (1956; deutsch Frühling in Fialta); Nabokov's dozen (1958).
 
Essays: Lectures on literature (1980; deutsch Die Kunst des Lesens. Meisterwerke der europäischen Literatur); Lectures on Russian literature (1980; deutsch Die Kunst des Lesens. Meisterwerke der russischen Literatur).
 
Erinnerungen: Conclusive evidence (1951; erweiterte Fassung 1964 unter dem Titel Speak, Memory; deutsch Sprich, Erinnerung, sprich).
 
Ausgaben: Sobranie sočinenij, auf zahlreiche Bände berechnet (1986 folgende); Selected letters 1940-77, herausgegeben von D. Nabokov u. a. (1989).
 
Gesammelte Werke, herausgegeben von D. E. Zimmer, auf zahlreiche Bände berechnet (1989 folgende).
 
Literatur:
 
N. Criticism, reminiscences, translations and tributes, hg. v. A. Appel u. a. (Evanston, Ill., 1970);
 E. Pifer: N. and the novel (Cambridge, Mass., 1980);
 
N. The critical heritage, hg. v. N. Page (London 1982);
 D. E. Morton: V. N. (a. d. Amerikan., 1984);
 R. Hof: Das Spiel des unreliable narrator. Aspekte unglaubwürdigen Erzählens im Werk von V. N. (1985);
 A. Field: V. N. The life and art of V. N. (New York 31986);
 M. Juliar: V. N. A descriptive biography (ebd. 1986);
 
V. N., hg. v. H. Bloom (ebd. 1987);
 L. Toker: N. The mystery of literary structures (Ithaka, N. Y., 1989);
 B. Boyd: V. N., 2 Bde. (Princeton, N. J., 1990-91);
 G. Barabtarlo: Aerial view. Eassays on N.'s art and metaphysics (New York 1993);
 B. Nossik: V. N. Die Biogr. (a. d. Russ., 1997).

Universal-Lexikon. 2012.