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Krokodile
Krokodile
 
[von griechisch krokódeilos, ursprünglich »Eidechse«, eigentlich »Kieswurm«, zu krókē »Kies« und drĩlos »Wurm«], Singular Krokodil das, -s, Panzerechsen, Crocodylia, Ordnung der Reptilien mit drei rezenten Familien: Alligatoren, Gaviale und Echte Krokodile. Krokodile sind seit der Oberen Trias bekannt und bilden zusammen mit den Vögeln die einzigen heute noch lebenden Abkömmlinge der Verwandtschaftsgruppe der Archosauria (Reptilien). Der Körper ist echsenförmig und mit Schuppen beziehungsweise größeren Hornplatten und -höckern bedeckt, welche besonders auf dem Rücken (bei einigen Arten auch auf Seiten und Bauch) mit Knochenplatten unterlegt sind (»Panzerechsen«). Der kräftige Ruderschwanz trägt zwei Schuppenkämme, die sich zum Ende hin zu einem Kiel vereinigen. Die Extremitäten sind relativ kurz, die Füße tragen vorn fünf und hinten vier Zehen, die hinteren Zehen sind durch Schwimmhäute verbunden. Der Kopf ist groß und massig, die Schnauzenform variabel von extrem schmal (Gaviale) bis breit (Alligatoren); der Schädel weist zwei Schläfenöffnungen auf. Die Zähne sind in Höhlungen der Kiefer verankert, Gaumen und innere Nasenöffnung sind weit nach hinten gezogen, wodurch das Atmen durch die Nase bei unter Wasser geöffnetem Maul ermöglicht wird. Das Herz ist in vier Kammern geteilt, jedoch können sich venöses und arterielles Blut über eine Öffnung (Foramen panizzae) mischen. Eine Harnblase fehlt, die Kloakalspalte ist längs gerichtet, die Männchen besitzen einen ausstülpbaren Penis. Die Weibchen legen bis zu 100 hartschalige, gänseeigroße Eier in Nesthügel aus Laub und Ästen (einige Echte Krokodile und alle Alligatoren) oder in Sandgruben und bewachen danach das Gelege. Die Jungen geben beim Schlüpfen quäkende Laute von sich und werden in der ersten Zeit von der Mutter geführt. Krokodile wachsen zeitlebens und können vermutlich ein Alter von bis zu 100 Jahren erreichen. Sie leben im oder am Wasser, können jedoch auch längere Wanderungen an Land auf der Suche nach neuen geeigneten Lebensräumen unternehmen. Einige Arten verbringen Trockenzeiten in selbst gegrabenen Erdhöhlen. Die meisten Arten leben im Süßwasser, einige (z. B. Nilkrokodile, Leistenkrokodile) bisweilen auch in Brack- oder Meerwasser. Krokodile ernähren sich ausschließlich von tierischer Kost; als Beute kommt alles infrage, was sich im oder am Wasser aufhält und überwältigt werden kann. Alle Krokodile sind durch rücksichtslose Bejagung (Ledergewinnung) stark bedroht. Einige Arten konnten in letzter Zeit durch strenge Schutzbestimmungen oder Zucht in Farmen vor der Ausrottung bewahrt werden.
 
Die Echten Krokodile (Familie Crocodylidae) umfassen mit drei Gattungen und 13 Arten den Hauptteil der Krokodile und sind weltweit in tropischen und subtropischen Gebieten verbreitet. Bei ihnen greift, im Gegensatz zu den Alligatoren, der 4. Unterkieferzahn in eine seitliche Furche des Oberkiefers und ist bei geschlossenem Maul sichtbar. Die kleinste Art ist das bis maximal knapp 2 m lange Stumpfkrokodile (Osteolaemus tetraspis) in West- und Zentralafrika. Eine Länge von 7 m bis ausnahmsweise 10 m können Nilkrokodile (Crocodylus niloticus) in Afrika und Leistenkrokodile (Crocodylus porosus) in Südasien als größte heute lebende Reptilien erreichen. Weitere Arten sind das ebenfalls über 7 m Länge erreichende Orinoco-Krokodile (Crocodylus intermedius) in Südamerika, Australienkrokodile (Crocodylus johnsoni; Länge bis 3 m) und Sundakrokodile (Tomistoma schlegeli; Länge 5 m).
 
Kulturgeschichte:
 
Im alten Ägypten verehrte man in mehreren Städten, v. a. in Krokodilopolis (Faijum), den Wassergott Sobek in Gestalt des Krokodils. In Palästina war das Krokodil bekannt und gefürchtet, im Alten Testament (u. a. Ezechiel 29, 3 und 32, 2) wird der ägyptische Pharao mit einem Krokodil verglichen. In der Römerzeit wurde das Krokodil zum Symbol Ägyptens. In den Induskulturen des 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. wurden Krokodile Darstellungen auf Siegeln nach - in Tempelteichen gehalten und verehrt. - Die Redensart von den Krokodilstränen als geheucheltem Mitgefühl dürfte zur Zeit des Humanismus im 15. Jahrhundert aufgekommen sein, entstanden nach der Sage, dass das Krokodil seine Opfer durch Weinen anlocke oder unter Tränen verschlinge.

Universal-Lexikon. 2012.