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Jülich
Jülich,
 
1) Stadt im Kreis Düren, Nordrhein-Westfalen, in der Jülicher Börde, an der Rur, 83 m über dem Meeresspiegel, 32 100 Einwohner; Abteilung der Fachhochschule Aachen; Stadtgeschichtliches Museum; Papier- und Verpackungsindustrie, Zuckerfabrik, Textilindustrie. Südöstlich der Stadt das Forschungszentrum Jülich GmbH.
 
Stadtbild:
 
Jülich wurde nach Brand 1547 als Renaissance-Idealstadt neu geplant und bis 1860 als Festungsstadt mehrfach ausgebaut. Im Zweiten Weltkrieg fielen die historischen Bauwerke der Stadt fast völlig der Zerstörung zum Opfer. Wieder aufgebaut wurden u. a. die Zitadelle mit dem Ostflügel des Schlosses, ein eindrucksvolles Zeugnis italienischer Hochrenaissance in den Rheinlanden, und das Rurtor (so genannter Hexenturm; Anfang 14. Jahrhundert, im 17. Jahrhundert umgebaut). Im Ortsteil Barmen die katholische Pfarrkirche Sankt Martin (um 1500) und in der Nähe die Wasserburgen Haus Kellenberg (15. Jahrhundert) und Haus Overbach (16. Jahrhundert); in Güsten die katholische Pfarrkirche Sankt Philippus und Jakobus (14. Jahrhundert) mit Antwerpener Schnitzaltar (16. Jahrhundert) und romanisches Kruzifix (um 1170).
 
Geschichte:
 
Jülich, im Anschluss an das im 1. Jahrhundert n. Chr. belegte römische Iuliacum entstanden, im 4. Jahrhundert durch ein Kastell geschützt, kam im 9. Jahrhundert an das Erzstift Köln, das die Vogtei den Grafen im Jülichgau übertrug. Diese brachten die (nach unsicheren Quellen) 1238 zur Stadt erhobene Siedlung im 13. Jahrhundert an sich und befestigten sie Anfang des 14. Jahrhunderts (erhalten Rurtor so genannter Hexenturm). 1815 fiel die Stadt, die die Geschicke des Herzogtums teilte, an Preußen.
 
 2) ehemaliges Herzogtum, hervorgegangen aus der den Jülichgau umfassenden Grafschaft. Deren Grafen, zugleich Vögte des Erzstifts Köln, starben 1207 aus. Die Erbschaft fiel an die bereits in der Nordeifel begüterten Herren von Heimbach, die sich in der Folge den dauernden Einflussnahmen der Kölner Erzbischöfe zu erwehren hatten. In der Schlacht von Worringen (1288) entzog sich Jülich dieser Vorherrschaft. Graf Wilhelm V. (✝ 1361) wurde 1356 durch Kaiser Karl IV. zum Herzog erhoben. Sein Sohn Gerhard (✝ 1360) gewann 1346 durch Heirat Ravensberg, 1348 auch Berg. Zudem konnte die beherrschende Stellung des Herzogtums durch den Erwerb von Monschau, Randerath, Euskirchen u. a. ausgebaut werden. 1423 fiel Berg-Ravensberg an die Hauptlinie Jülich-Berg zurück. Der Versuch, Geldern auf Dauer zu erwerben, scheiterte; Ende des 15. Jahrhunderts konnte jedoch die Grafschaft Heinsberg gekauft werden. Aufgrund dynastischer Verbindungen wurden 1511 Jülich und Berg in Personalunion mit Kleve vereinigt. Der erneute Versuch, Geldern zu erwerben, scheiterte 1543 am Eingreifen Kaiser Karls V. In der Reformationszeit wurden die Wiedertäufer mit Härte unterdrückt; die Bevölkerung blieb überwiegend katholisch. 1614 fiel das Herzogtum Jülich mit Berg an Pfalz-Neuburg (Jülich-Klevescher Erbfolgestreit). Seit 1777 war es in Personalunion mit Bayern vereinigt. 1794-1814 von französischen Truppen besetzt, kam es 1815 an Preußen und wurde Teil der Rheinprovinz.
 

Universal-Lexikon. 2012.