Jịftach
[hebräisch »(Gott) möge öffnen, retten«], Jẹphtha, in der Vulgata Jẹphthe, einer der Heerführer Israels aus der Zeit der »Richter« (Buch der Richter 10, 17-12, 7), verteidigte das ostjordanische Gilead gegen die Ammoniter. Jiftach erlangte den Sieg durch ein Gelübde, Jahwe das zu opfern, was ihm bei der Heimkehr zuerst begegnen würde. Es war seine Tochter, deren Opfertod die gileaditischen Mädchen in einer jährlichen Gedächtnisfeier beklagten. - Diese Klage wird in der Lyrik u. a. von P. Abaelardus bis G. Byron, A. de Vigny und A. Tennyson gestaltet. Bedeutsamer wurden dramatische Gestaltungen v. a. des in Jiftach sich abspielenden Konflikts, die mit dem lateinischen Schuldrama »Jephthes« (1554) G. Buchanans begannen und im 16. und 17. Jahrhundert beliebt waren (H. Sachs, 1555; J. Balde, 1654; J. van den Vondel, 1659; C. Weise, »Der Tochtermord«, 1680). Das lyrische Klagemotiv legte musikdramatische Behandlung nahe (G. F. Händel, 1751/52; G. Meyerbeer, 1812). Schriftsteller des 20. Jahrhunderts versuchten, v. a. die Unbeugsamkeit und Unmenschlichkeit Jahwes neu zu interpretieren. So wird das Opfer Jiftachs bei S. Asch (1915) zu einer Selbstweihe der Tochter umgedeutet, bei Hermann von Boetticher im expressionistischen Drama (»Jephta«, 1919) zu einem Friedensopfer, bei Ernst Lissauer (»Das Weib des Jephta«, Drama, 1928) zum fragwürdigen Prinzip menschlicher Ordnung und bei L. Feuchtwanger (»Jefta und seine Tochter«, Roman, 1957) zum Werkzeug eines schuldigen Bewusstseins.
Universal-Lexikon. 2012.