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Abaelardus
Abaelạrdus,
 
Petrus, Peter Abälard [abɛ'lart], französisch Pierre Abélard [abe'laːr], französischer scholastischer Philosoph, * Le Pallet (bei Nantes) 1079, ✝ Kloster Saint-Marcel (bei Chalon-sur-Saône) 21. 4. 1142. Er war Schüler von J. Roscelin, dem Begründer des Nominalismus, und Wilhelm von Champeaux, der den Realismus vertrat. Im Universalienstreit zwischen beiden Schulen nahm er eine eher vermittelnde Haltung ein. Nach Abaelardus haben die Allgemeinbegriffe zwar keine selbstständige Existenz, sind aber mehr als ein »flatus vocis« (Hauch der Stimme), nämlich geistige Vorstellungen, die von der menschlichen Vernunft in den Wörtern adäquat nach der »Natur der Dinge« abstrahiert wurden. Die Begriffsinhalte bestehen aber schon vor der Erschaffung der Dinge als Ideen im göttlichen Geist. Abaelardus gründete eine eigene, viel besuchte Schule auf dem Berg Sainte-Geneviève bei Paris.
 
Nach dem unglücklich verlaufenen Liebesverhältnis mit Héloise, der Nichte des Kanonikus Fulbert, der ihn entmannen ließ, wurde er Mönch in Saint-Denis. Sein weiteres Leben führte ihn als Lehrer an verschiedene Orte; sein kritisches Denken und sein unverträglicher Charakter bewirkten eine mehrfache kirchliche Verurteilung seiner Lehren (Soissons, 1121, und Sens, 1141). Philosophiegeschichtlich bedeutsam waren Abaelardus' scholastische Methodenlehre (dargestellt in »Sic et non«) und seine Ethik (»Scito te ipsum«), die der Gesinnung den Vorrang vor den »guten Werken« einräumt. - Seine Liebesgeschichte mit Héloise, von Abaelardus selbst erzählt in der »Historia calamitatum mearum«, wurde auch in späteren Jahrhunderten dichterisch behandelt, u. a. von H. von Hofmannswaldau (»Heldenbriefe«, 1673) und A. Pope (»Eloisa to Abelard«, 1717). J.-J. Rousseau nannte die leidenschaftlich liebende Julie d'Étanges seines Romans »die neue Héloise« (»Julie ou la nouvelle Héloïse«, 1761). Neuere Dramatisierungen schrieben R. F. Duncan, R. Millar, S. Schütz.
 
Ausgaben: Opera, herausgegeben von V. Cousin, 2 Bände (1849-59, Nachdruck 1970); Opera omnia herausgegeben von J.-P. Migne (1855); Philosophische Schriften, herausgegeben von B. Geyer, 4 Bände (1919-33).
 
Literatur:
 
D. E. Luscombe: The school of Peter Abelard (New York 1969);
 É. Gilson: Héloïse et Abélard (Neuausg. Paris 31984);
 M. T. Clanchy: Abaelard. Ein mittelalterl. Leben (a. d. Engl., 2000).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Abälard, der Logiker
 
Albertus Magnus, »Doctor universalis«
 

Universal-Lexikon. 2012.