Jauer,
polnisch Jạwor, Kreisstadt in der Woiwodschaft Niederschlesien, Polen, 195 m über dem Meeresspiegel, 25 400 Einwohner, in Niederschlesien an der Jauerschen Neiße (Wütende Neiße, polnisch Nysa Szalona), einem rechten Nebenfluss (51 km lang) der Katzbach; Metall-, Holz-, Textil-, Nahrungsmittel- und chemische Industrie.
Die Pfarrkirche ist eine gotische Hallenkirche des 14. Jahrhunderts, mit gotischen Skulpturen und barocker Ausstattung. Die Kirche des ehemaligen Bernhardinerklosters ist ein spätgotischer Bau (1486-92; Klostergebäude zerstört). Die barocke evangelische Friedenskirche wurde 1654-56 als Fachwerkbau von A. von Säbisch vor der Stadt errichtet, mit gemalter Dekoration und Ausstattung des frühen 18. Jahrhunderts; Turm von 1709. Rathaus (1896/97) mit Turm aus dem frühen 17. Jahrhundert. Am Marktplatz barocke Laubenganghäuser (zum Teil restauriert). Teile der Stadtumwallung mit Turm (14. Jahrhundert) und Renaissancebastionen (1540) sind erhalten.
Neben der Burg und einem später Altjauer genannten Dorf wurde vermutlich vor 1242 die erstmals 1275 urkundlich erwähnte Stadt Jauer planmäßig angelegt. Seit 1278 war sie Hauptort des Fürstentums Jauer der schlesischen Piasten, das 1392 an Böhmen, 1474 an Ungarn, 1526 an das Haus Habsburg und 1742 an Preußen fiel. Die seit dem 14. Jahrhundert in der Stadt florierende Leinenweberei und Tuchmacherei verfiel während des Dreißigjährigen Krieges. Erst im 19. Jahrhundert wurden Industriebetriebe in Jauer heimisch. 1945 kam Jauer unter polnischer Verwaltung; seine Zugehörigkeit zu Polen wurde 1990 durch den Deutsch-Polnischen Grenzvertrag vom 14. 11. 1990 (in Kraft seit dem 16. 1. 1992) anerkannt.
Gesch. Schlesiens, hg. v. H. Aubin, Bd. 1 (31961).
Universal-Lexikon. 2012.