Akademik

INF
INF
 
[aɪen'ef; Abkürzung für englisch intermediate-range nuclear forces »nukleare Mittelstreckenkräfte«], Kernwaffenkategorie, zu der alle nuklearfähigen Trägersysteme (Raketen, Cruisemissiles, Bomber) mit Reichweiten von 150 bis 5 500 km zählen. Man unterscheidet zwischen LRINF (Abkürzung für englisch longer-range intermediate nuclear forces »nukleare Mittelstreckenkräfte größerer Reichweite«) mit Reichweiten von 1 000 bis 5 500 km und SRINF (Abkürzung für englisch shorter-range intermediate nuclear forces »nukleare Mittelstreckenkräfte kürzerer Reichweite«) mit Reichweiten von 150 bis 1 000 km. (Kernwaffen, Raketenwaffen)
 
Am 8. 12. 1987 unterzeichneten Generalsekretär M. Gorbatschow (UdSSR) und Präsident R. Reagan (USA) in Washington (D. C.) den INF-Vertrag (in Kraft getreten am 1. 6. 1988) über den vollständigen Abbau von landgestützten Mittelstreckenraketen mit Reichweiten zwischen 500 und 5 500 km. Im Rahmen einer »doppelten« Nulllösung vereinbarten UdSSR und USA im Einzelnen die völlige Beseitigung der Mittelstreckenraketen größerer Reichweite (die sowjetischen SS-20, SS-4 und SS-5; die amerikanischen Pershing II und Cruisemissile vom Typ BGM-109 G) und kürzerer Reichweite im Bereich von 500 bis 1 000 km (die sowjetischen SS-12 und SS-23; die amerikanischen Pershing IA) sowie deren Abschussvorrichtungen und den Verzicht auf die Neuproduktion solcher Raketen. Nicht einbezogen in den Vertrag war die Zerstörung der Gefechtsköpfe sowie der Reichweitenbereich zwischen 150 und 500 km. Drei Jahre nach In-Kraft-Treten des Vertrages wurde im Mai 1991 mit der Vernichtung der letzten Raketen der Vertrag erfüllt. Vertragsnachfolger für die UdSSR wurde Russland; Weißrussland, Kasachstan und die Ukraine übergaben ihre Mittelstreckenraketen an Russland. Die Verifikationsbestimmungen sahen noch für zehn weitere Jahre eine ständige Kontrolle in je einer Produktionsstätte in den USA und Russland sowie eine festgelegte Anzahl von Inspektionen (»Verdachtskontrollen«) von Flugkörperstützpunkten und Flugkörperunterstützungseinrichtungen vor. Die gegenseitigen Inspektionen (insgesamt etwa 1 000) wurden einvernehmlich am 31. 5. 2001 eingestellt.
 
Der INF-Vertrag gilt als die erste tatsächliche Abrüstungsvereinbarung, mit der eine vollständige Kategorie von Kernwaffen beseitigt wurde (insgesamt rund 3 000 Raketen). Durch die Einigung der Vertragspartner auf Inspektionen vor Ort und regelmäßige Verdachtskontrollen wurde nicht nur die Wirksamkeit des INF-Vertrages sichergestellt, vielmehr erhielt er Beispielcharakter für weitere Abrüstungsverträge, besonders für die Verträge zu START auf dem Gebiet der nuklearen Langstreckenraketen sowie die Verträge im Bereich der konventionellen Streitkräfte in Europa (VKSE).

Universal-Lexikon. 2012.