Guicciardini
[guittʃar'diːni], Francesco, italienischer Politiker und Geschichtsschreiber, * Florenz 6. 3. 1483, ✝ Arcetri (heute zu Florenz) 22. 5. 1540; studierte die Rechte in Ferrara, Padua und Pisa. 1512-14 war er florentinischer Gesandter bei Ferdinand II. von Aragonien, 1516-24 wirkte er als päpstlicher Gouverneur in Modena, Reggio nell'Emilia und Parma, seit 1524 als Vizeregent der Romagna. 1526 übertrug ihm der Medicipapst Klemens VII. die päpstliche Außenpolitik. Guicciardini war maßgeblich am Zustandekommen der gegen Kaiser Karl V. gerichteten Liga von Cognac (1526) beteiligt und wurde deren Generalkommissar. Nach der Wahl Pauls III. kehrte er als Berater der Medici nach Florenz zurück. Nach der Ermordung Herzog Alessandros (1537) half er Cosimo I., die Nachfolge anzutreten. Sein Vorhaben, die Herzogsmacht verfassungsmäßig einzuschränken, scheiterte und führte zu seinem Rückzug aus der Politik. - Guicciardinis 1537-40 geschriebene »Storia d'Italia«, die den Zeitraum von 1492 bis 1532 umfasst, ist die erste grundlegende Geschichte Gesamtitaliens und gibt bei reicher Heranziehung archivalischen Materials ein zuverlässiges Bild der europäischen Politik um 1500. Als Freund N. Machiavellis setzte er sich mit dessen Werk auseinander und prägte den Begriff der Staatsräson.
Ausgaben: Ricordi, herausgegeben von M. Fubini (Neuausgabe 1977).
Geschichte Italiens, 3 Bände (1843-47); Das politische Erbe der Renaissance (»Ricordi«; 21946).
Universal-Lexikon. 2012.