griechisch-orthodọxe Kirche,
die autokephale orthodoxe Kirche Griechenlands; ihr Oberhaupt führt den Titel »Erzbischof von Athen und ganz Griechenland«, alle Bischöfe tragen seit 1922 den Titel Metropolit. Sitz des Erzbischofs ist Athen; liturgische Sprache Griechisch. Ausbildungsstätten sind die theologischen Fakultäten der Universität Athen und Saloniki sowie zwölf Priesterseminare und eine Hochschule für byzantinische Kirchenmusik in Athen. Die griechisch-orthodoxe Kirche umfasst 76 Metropolien (Bistümer), wobei vier Metropolien des Dodekanes der Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchen unterstehen, ebenso die Mönchsrepublik Athos, das einen quasi autonomen Status besitzende Erzbistum Kreta (Sitz in Heraklion, sieben Metropolien) sowie eine Reihe griechisch-orthodoxer Metropolien in Amerika (Erzbistum von Nord- und Südamerika mit Sitz in New York), Australien, Westeuropa und die griechisch-orthodoxe Metropolie von Deutschland (Sitz: Bonn).
Das Christentum fand in Griechenland durch die Missionstätigkeit des Apostels Paulus Eingang, der in Philippi, Thessalonike (Saloniki), Athen, Korinth und anderen Städten die ersten christlichen Gemeinden Europas gründete. Jurisdiktionell gehörte die in der östlichen Hälfte des Römischen Reiches liegende Kirche Griechenlands zunächst zum römischen Patriarchat und wurde durch den Metropoliten von Thessalonike geleitet, der als päpstlicher Vikar galt. 732/733 wurde sie durch Kaiser Leon III. dem Ökumenischen Patriarchat unterstellt. Während der türkischen Herrschaft über Griechenland (1453-1830) verkörperte die griechisch-orthodoxe Kirche die nationale und kulturelle Identität der Griechen. Nach der Gründung des Königreiches Griechenland (1830) proklamierte der die Regentschaft bis 1835 führende Georg Ludwig Ritter von Maurer (* 1790, ✝ 1872) 1833 einseitig die Autokephalie der Kirche Griechenlands. Diese wurde 1850 vom Ökumenischen Patriarchat anerkannt. Gegen die Auffassungen des Ökumenischen Patriarchats blieb jedoch der Heilige Synod der Oberhoheit des Königs unterstellt, der über ein eigenes Ministerium auf die kirchlichen Angelegenheiten Einfluss nehmen konnte. Die enge Verbindung zwischen dem griechischen Staat und der griechisch-orthodoxen Kirche besteht bis heute, jedoch wird eine künftige Trennung von Staat und Kirche diskutiert. - »Erzbischof von Athen und ganz Griechenland« ist seit 1998 Christodoulos (Paraskevaidis, * 1939).
Universal-Lexikon. 2012.