freie Rhỵthmen,
metrisch ungebundene, reimlose Verse von beliebiger Zeilenlänge und meist beliebiger Anzahl unbetonter Silben zwischen den betonten, ohne feste Strophengliederung, doch häufig sinngemäß in verschieden lange Versgruppen gegliedert. Im Gegensatz zur reinen Prosa folgen die Hebungen jedoch annähernd in gleichem Abstand. Die Gliederung in Verszeilen unterscheidet die freien Rhythmen von der rhythmischen Prosa. - Freie Rhythmen wurden entwickelt unter dem Einfluss der Psalmen und der Dichtung der Antike, besonders griechische Dithyrambendichtung mit hymnisch-ekstatischem Ton. In der deutschen Literatur wurden sie erstmals von F. G. Klopstock (»Dem Allgegenwärtigen«, 1758; »Frühlingsfeier«, 1759), dann in der Bardendichtung (Barden) und vom jungen Goethe verwendet (»Wanderers Sturmlied«, »Ganymed«, »Prometheus«); weitere Beispiele finden sich bei F. Hölderlin (»Hyperions Schicksalslied«), Novalis, H. Heine, R. M. Rilke, G. Trakl, B. Brecht und den meisten Lyrikern der Gegenwart; in der amerikanischen Literatur verwendete u. a. W. Whitman freie Rhythmen, in der englischen Literatur T. S. Eliot und W. H. Auden, in der französischen P. Claudelund in der russischen W. W. Majakowskij. (freie Verse)
Universal-Lexikon. 2012.