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Feldspäte
Feldspäte,
 
Feldspate, Gruppe der wichtigsten gesteinsbildenden Minerale (mengenmäßig 50-60 % aller Silikatminerale, fast 60 Volumenprozent der Erdkruste); Härte nach Mohs 6-6,5, Dichte 2,53-2,77 g/cm3. Chemisch sind die Feldspäte Alumosilikate v. a. von Natrium, Kalium und Calcium. In ihrer Gerüststruktur (Silikate) sind bis zu 50 % der SiO4+-Ionen durch Al3+-Ionen ersetzt; der Valenzausgleich erfolgt durch die Kationen K+, Na+, Ca2+, zuweilen Ba2+, Rb+, Sr2+. Die Feldspäte gehören dem monoklinen oder triklinen Kristallsystem an; nach der Lagebeziehung der zwei bevorzugten, senkrecht zueinander stehenden Spaltflächen heißen die häufigsten monoklinen Feldspäte »Geradspalter« (Orthoklase), die wichtigsten triklinen Feldspäte »Schiefspalter« (Plagioklase). Die Feldspäte sind Hauptbestandteil fast aller magmatischer und vieler metamorpher Gesteine; große Kristalle treten besonders in Pegmatiten auf. In den Sedimenten sind die Feldspäte wegen ihrer leichten Verwitterbarkeit seltener; sie verwittern zu Calcit und Tonmineralen. Die Feldspäte bilden zwei Reihen von Mischkristallen, die Alkalifeldspäte oder Orthoklase und die Kalknatronfeldspäte oder Plagioklase.
 
Alkalifeldspäte oder Orthoklase: a) Der Kalifeldspat, K [AlSi3O8], tritt in den Endgliedern auf als Orthoklas (Gemeiner Feldspat; monoklin; hell- bis dunkelrötlich, gelb, weiß; meist undurchsichtig; prismatische oder dicktafelige Kristalle; sehr oft Zwillingsbildung: meist Karlsbader, auch Bavenoer und Manebacher Zwillinge), Sanidin (monoklin; farblos, grau; undurchsichtig bis durchscheinend; Kristalle oft tafelig, zum Teil als Karlsbader Zwillinge; besonders in sauren Vulkaniten wie Trachyt) und Mikroklin (triklin; rötlich, weiß, grau, gelb; säulige und tafelige Kristalle; oft verzwillingt; meist nur mikroskopisch, anhand einer gekreuzten Zwillingslamellierung, der »Mikroklin-Gitterung«, vom Orthoklas zu unterscheiden; wie Orthoklas nur in Tiefengesteinen, nicht in Vulkaniten, aber auch in metamorphen und Sedimentgesteinen). - Der Adular ist ein glasklarer, hydrothermal auf alpinen Klüften gebildeter, weißer bis bläulicher Orthoklas mit irisierendem Lichteffekt, der vereinzelt als Edelstein verwendet wurde; als Mondstein wird ein milchig-trüber Adular (auch Sanidin oder Plagioklas) mit bläulichem Schimmer bezeichnet (ebenfalls Edelstein; Hauptvorkommen in Sri Lanka). - Mit dem selteneren, gleichfalls monoklinen Celsian (Bariumfeldspat, Ba[Al2Si2O8]; farblos, zum Teil durch Eisen- und Manganoxid rot bis schwarz gefärbt) bildet Orthoklas isomorphe, äußerlich kaum zu unterscheidende Mischkristalle (Hyalophan; wasserklar, auch leicht gefärbt). - Eine intensiv grüne bis blaugrüne Varietät des Mikroklin ist der Amazonit (Amazonenstein), der als Edelstein dient.
 
b) Alkalifeldspäte mit einem Anteil von Natriumionen (Na+), d. h. einem Albitanteil: Diese Mischung ist nur bei hoher Temperatur stabil, bei Abkühlung findet Entmischung statt, wobei sich Perthit (Orthoklas mit Albitschnüren oder -lamellen; v. a. in Tiefengesteinen, auch in Pegmatiten), Antiperthit (Albit mit entsprechenden Orthoklaseinschlüssen) oder Mikroklinperthit (Mikroklin mit entsprechenden Albiteinschlüssen) bilden. Entmischung unterbleibt nur bei sehr rascher Abkühlung in Ergussgesteinen; hierbei entstehen der monokline Natronsanidin und der trikline Anorthoklas (weiß, gelb, grau, rötlich; in natriumreichen Tiefen- und Ergussgesteinen), (K, Na)[AlSi3O8].
 
Kalknatronfeldspäte oder Plagioklase: Sammelbezeichnung für die bei allen Temperaturen stabilen Phasen der Mischungsreihe von Albit (Natronfeldspat; v. a. in sauren magmatischen Gesteinen), Na[AlSi3O8], und Anorthit (Kalkfeldspat; vorwiegend in basischen Gesteinen), Ca[Al2Si2O8]. Als Zwischenglieder unterscheidet man mit steigendem Anorthitgehalt Oligoklas (10-30 %), Andesin (30-50 %), Labradorit (Labrador; 50-70 %) und Bytownit (70-90 %). Die Plagioklase sind farblos, weiß bis mattgrün, selten rötlich; Kristalle meist eingewachsen, körnig oder tafelig; fast stets Zwillingsbildung, besonders in Form deutlicher Zwillingslamellierung; eine Besonderheit ist das bunte Farbenspiel (»Labradorisieren«) dunkler, derber Aggregate des Labradorits. Ferner gehört hierzu der Aventurinfeldspat (Sonnenstein), ein natriumreicher Oligoklas mit rötlichem Schimmer (durch eingelagerte Hämatit- oder Goethitschüppchen); er ist ebenso wie der Labradorit ein Edelstein. Im Übrigen werden einige Feldspäte (Albit, Orthoklas, Mikroklin) auch industriell verwendet (Glas-, Keramik- und Emailherstellung).
 
Literatur:
 
J. V. Smith u. W. L. Brown: Feldspar minerals, auf 2 Bde. ber. (Berlin 21988 ff.).

Universal-Lexikon. 2012.