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Bergsteigen
Bergsteigerei; Klettern

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bẹrg|stei|gen 〈V. intr.; ist; nur Inf. od. Part. Perf.〉
1. im Gebirge wandern u. klettern
2. einen Berg besteigen, Bergtouren unternehmen
● wir sind im vergangenen Urlaub drei Wochen lang berggestiegen

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bẹrg|stei|gen <st. V.; hat/ist; nur im Inf. u. Part. gebr.>:
Hochtouren machen; in den Bergen wandern u. klettern.

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Bergsteigen,
 
die sportliche Betätigung im Gebirge, vom Bergwandern bis zum Steigen in Fels und Eis. Schon das Bergwandern im Hochgebirge auf den Hütten- und Passwegen, die an schwierigen Stellen durch Drahtseile, Eisenklammern und -leitern gesichert werden, verlangt Ausdauer, Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, Orientierungssinn und Bergerfahrung. Als Ausrüstung sind erforderlich: wetterfeste Kleidung, Bergschuhe, Rucksack und Biwaksack gegen Wettersturz. Klettern ist die Bewegung am Fels mithilfe auch der Arme und Hände. Ein Kunststoffseil und mit dem Kletterhammer eingeschlagene Felshaken aus zähhartem Schmiedestahl oder aus Hartstahl sowie Klemmkeile aus Aluminium dienen in Verbindung mit einer Seilbremsmethode zur Sicherung gegen Absturz. Haken und Klemmkeile werden an besonders schwierigen Passagen auch zur Fortbewegung und zum Ausruhen benutzt. Im Zuge der sportlichen Entwicklung des Felskletterns gilt dies jedoch in zunehmendem Maße als »unsportlich«. An Stellen, wo sich weder Felshaken noch Klemmkeile sicher anbringen lassen, können Bohrhaken in den Fels gesetzt werden. Die Seilschaft (meist zwei, selten drei Personen) bewegt sich in schwierigem Fels nicht gleichzeitig, da der Sturz eines Seilpartners den Sturz, möglicherweise den Absturz der ganzen Seilschaft bedeuten würde. Der sich jeweils bewegende Seilschaftsteil wird durch den (seinerseits gesicherten) Partner mit dem Seil über die Felshaken und Klemmkeile gesichert. Der Felskletterer benötigt über die genannte Ausrüstung hinaus einen Kletter- und Sitzgürtel, der die Belastung beim Sturz und anschließendem Hängen auf die stabilsten Körperpartien verteilt, einen Schutzhelm gegen Steinschlag sowie Karabiner (ringartige Ösen mit selbsttätigem Federverschluss) zum Einhängen des Seils in die Felshaken und Klemmkeile.
 
Eistouren sind alle Unternehmungen in der alpinen Eisregion; hierzu zählen Gletscherwanderungen und extreme Eistouren. Bei Gletscherwanderungen kommen zur Ausrüstung mit Seil, Anseilgurt und Karabinern der Eispickel und zwölfzackige Steigeisen hinzu. Extreme Eistouren führen durch Eiswände, Eisrinnen, unterhalb der Gipfel meist über schmale Firn- und Eisgrate. In Eiswänden und -rinnen erfolgt die Seilsicherung wie im Fels. Statt Felshaken und Klemmkeilen werden jedoch Eisschrauben und Snarghaken verwendet. Zur Fortbewegung im Steileis werden außer Steigeisen und Eispickel noch ein Eisbeil oder ein kürzerer Eishammer verwendet.
 
Schwierigkeitsbewertung:
 
Der Versuch, Kletterschwierigkeiten verbindlich zu bewerten, geht in die 80er-Jahre des 19. Jahrhunderts zurück. Die heute noch übliche Form der Bewertung beruht auf der internationalen »Alpenskala«, die 1947 in Chamonix erarbeitet wurde und seit 1968 als »UIAA-Skala« (Abkürzung für französisch Union Internationale des Associations d'Alpinisme) bekannt ist. Man unterscheidet neun Schwierigkeitsgrade für die Freikletterei (Haken und Klemmkeile dienen nur zur Sicherung), der größeren Genauigkeit halber wird ab dem III. Grad eine obere und eine untere Grenze durch Hinzufügen von (+) und (—) angegeben. Die Skala ist von I (geringe Schwierigkeiten, einfachste Form der Kletterei) bis VII (außergewöhnlich große Schwierigkeiten, nur mit gesteigertem Training zu bewältigen) wörtlich definiert. Die Grade VIII und IX, nicht offiziell definiert, bezeichnen noch größere Schwierigkeiten, die nur mit ständigem Training zu bewältigen sind. Seit etwa 1970 wurde die UIAA-Skala für die künstliche Kletterei (Haken und Klemmkeile dienen auch der Fortbewegung) durch die Angaben A0 bis A4 ergänzt, je nach der Schwierigkeit, künstliche Hilfsmittel anzubringen und daran zu klettern (A = Abkürzung für französisch »artificiel«, künstlich). A0 bedeutet hierbei »leichtes Anbringen von Haken und Klemmkeilen«, A4 »das Anbringen von Hilfsmitteln ist mit hohem Sturzrisiko verbunden«.
 
Eine Schwierigkeitsbewertung im Eis ist noch nicht allgemein üblich. Man gibt die durchschnittliche Steilheit einer Eiswand in Winkelgraden an oder ihre Neigung und Länge an der steilsten Stelle.
 
Geschichte:
 
Die ersten Belege für bergsteigerische Unternehmungen stammen aus dem Spätmittelalter; der italienischen Dichter F. Petrarca bestieg 1336 den Mont Ventoux. Ein breiteres Interesse an den Bergen erwachte jedoch erst im 18. Jahrhundert, geweckt durch Naturforscher und Dichter. In den 80er-Jahren des 18. Jahrhunderts begann die intensive Erschließung der Alpen; für die bergsteigerische Unternehmungen in diesem Gebirge wurde die zusammenfassende Bezeichnung »Alpinismus« geprägt. Am 8. 8. 1786 erreichten Jacques Balmat (* 1762, ✝ 1834) und Michel Paccard (* 1757, ✝ 1827) zum ersten Mal den Gipfel des Montblanc. Die Berichte, die H. B. de Saussure nach seiner Besteigung dieses Berges 1787 veröffentlichte, wurden zur Grundlage des Forschungsalpinismus. Der Ersteigung von Watzmann (1799) und Großglockner (1800) folgte eine Serie von Erstbesteigungen, die 1865 für die Alpen mit dem Matterhorn im Wesentlichen abgeschlossen wurde. In der »ersten klassischen Zeit« des Alpinismus zwischen 1850 und 1880 entstanden zahlreiche Alpenvereine, doch wurde die Entwicklung des Bergsteigens weiterhin von einzelnen Alpinisten bestimmt. In dieser Frühzeit gingen die Bergsteiger (die »Herren«) nur mit Bergführern. Seit 1880 (Beginn der »zweiten klassischen Zeit« des Alpinismus) versuchte man, die Berge von den schwierigeren Seiten anzugehen, gegen Ende des Jahrhunderts zum Teil führerlos oder allein (u. a. Ludwig Purtscheller, * 1849, ✝ 1900). Gleichzeitig wandten sich die Bergsteiger den Anden, dem Himalaja und dem Karakorum zu. E. Whymper erstieg 1880 den Chimborazo erstmals bis zum Gipfel, Matthias Zurbriggen (* 1855, ✝ 1917) 1897 den chilenischen Aconcagua im Alleingang.
 
Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte man den »Expeditionsstil«: Aufbau einzelner Biwaklager, um von ihnen aus die weitere Durchsteigung voranzutreiben; Transport des Nachschubs mithilfe von Steigklemmen über fixierte Seile. In den 20er- und 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts scheiterten mehrere Himalaja-Expeditionen der Engländer, die das Ziel hatten, den Mount Everest zu ersteigen. Seit 1930 wurden schwierige Winterbegehungen durchgeführt. Ebenfalls seit 1930 war der Aufstieg in der direkten Falllinie, der Direttissima, das Ziel der Bergsteiger, die nach der Erstbesteigung fast aller bekannten Gipfel immer schwierigere Routen und Wände wählten.
 
Der Zweite Weltkrieg und die Sperre der nepalesischen und tibetanischen Grenze verhinderten in den 1940er-Jahren weitere Himalaja-Expeditionen. Einer französischen Mannschaft gelang 1950 die Erstbesteigung des Annapurna I. Am 29. 5. 1953 gelang es E. Hillary und dem Sherpa Tenzing Norgay (* 1914, ✝ 1986), den Gipfel des Mount Everest zu erreichen. Nach Bezwingung aller 14 Achttausender und der höheren Siebentausender trat seit Beginn der 80er-Jahre das extreme Bergsteigen in den Vordergrund: Höhenbergsteigen ohne Sauerstoffgeräte, Felsklettern ohne künstliche Fortbewegungshilfen und v. a. der Alleingang (z. B. R. Messner, u. a. Nanga Parbat 1978, Mount Everest 1980, bezwang bis 1995 alle Achttausender).
 
Berühmte Bergsteigerinnen sind beziehungsweise waren u. a.: Henriette d'Angeville (* 1794, ✝ 1871), die als erste Frau den Gipfel des Montblanc erreichte; Eleonore Noll-Hasenclever (* 1880, ✝ 1925); die Schweizerin Loulou Boulaz (* 1912) und die Polin Wanda Rutkiewicz (* 1943), die als erste Europäerin den Gipfel des Mount Everest bestieg.
 
Literatur:
 
K. Greitbauer: Das Ganze der alpinen Idee (Wien 1973);
 W. Kellermann: Sicherheit am Berg heute (1979);
 P. Schubert: Alpine Felstechnik (51989);
 H. Fuchs: Richtig bergsteigen (31992);
 Gerhard u. Lydia Schmidt: 5000er. Trekking u. B. weltweit (1993);
 D. Seibert: Bergwandern, bergsteigen (21993);
 P. Stückl u. G. Sojer: B. (21996).
 
Weitere Literatur: Alpen.

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Universal-Lexikon. 2012.