Dmịtrij,
russischer Fürsten und Herrscher:
1) Dmịtrij Iwạnowitsch, * 19. 10. 1582, ✝ Uglitsch 15. 5. 1591, jüngster Sohn des Zaren Iwan IV.; wurde nach dem Tod seines Vaters (1584) nach Uglitsch verwiesen und starb dort unter bis heute ungeklärten Umständen - möglicherweise während eines epileptischen Anfalls oder ermordet auf Befehl des späteren Zaren Boris Godunow. Er wurde 1606 von der russischen Kirche heilig gesprochen.
Die verbreitete Ansicht, ein anderer sei an Dmitrijs Stelle ermordet worden, führte dazu, dass mehrere falsche Dmitrijs auftraten: Pseudodemetrius I. soll ein entlaufener Mönch, Grigorij Otrepjew, des Moskauer Tschudow-Klosters gewesen sein. Ihm gelang es, auf eine wirkliche Anhängerschaft im Volk gestützt, mit polnischer Hilfe nach dem Tod Godunows dessen Sohn zu stürzen und im Juni 1605 als Zar in Moskau einzuziehen. Da er sich mit Polen umgab und mit einer polnischen Adligen (Marina Mniszech) verheiratet war, lenkte der Moskauer Hochadel den Fremdenhass der Bevölkerung gegen ihn. Er wurde am 17. 5. 1606 während eines Aufstandes getötet.
Pseudodemetrius II., der »Betrüger von Tuschino« (am 21. 12. 1610 in Kaluga ermordet), und Pseudodemetrius III. (1611/12) waren nur Werkzeuge in der Hand polnischer Politiker und russischer Abenteurer.
Literarische Behandlung:
Das Schicksal von Pseudodemetrius I. lieferte Schiller (»Demetrius«-Fragment, 1805) und F. Hebbel (1863) sowie anderen deutschen Autoren des 19. Jahrhunderts, später P. Ernst (1905), W. Flex (1909), A. Lernet-Holenia (1926) den Stoff zu ihren Dramen; es hatte auch in den dichterischen Behandlungen der gesamten Krisenzeit nach dem Tod Iwans IV. Wassiljewitsch einen festen Platz (A. S. Puschkin »Boris Godunow«, 1825, danach Oper von M. P. Mussorgskij, 1874; A. N. Ostrowskij »Der falsche Dimitrij«, 1867; A. K. Tolstoj »Der Tod Iwans des Schrecklichen«, »Zar Feodor Joannowitsch«, »Zar Boris«, dramatische Trilogie, 1866-70).
2) Dmịtrij Iwạnowitsch Donskọj, Großfürst von Moskau (seit 1359), * 12. 10. 1350, ✝ 19. 5. 1389, Sohn Iwans II.; stärkte die Machtposition Moskaus gegenüber den Teilfürsten, besonders von Twer, Rjasan und Wladimir-Susdal, und setzte den Anspruch auf die Großfürstenwürde mit Waffengewalt durch; in Moskau ließ er die erste gemauerte Befestigung Nordrusslands (1367) errichten. An der Spitze fast aller russischen Fürsten besiegte er am 8. 9. 1380 die Tataren auf dem »Schnepfenfeld« (Kulikowo pole) am Don (daher sein Beiname). Dieser erste Sieg der Russen über ein tatarisches Heer in offener Feldschlacht stärkte das russische Selbstbewusstsein, brachte aber noch nicht die Befreiung von der tatarischen Oberherrschaft.
Dmịtrij,
russischer Heiliger (seit 1757), Metropolit von Rostow, eigentlich Daniil Sawwitsch Tuptạlo, * Manarow (bei Kiew) 1651, ✝ Rostow 8. 11. 1709; wichtig für die russische Kirchengeschichte durch seine Bearbeitung der Lebensgeschichten von Heiligen für die Lesung (Menäen, Martyrologium).
Universal-Lexikon. 2012.