Chiwa
Chiwa
[ç-, x-], Stadt im Gebiet Choresm, Usbekistan, 40 km vom unteren Amudarja entfernt in der ausgedehnten Oase Chiwa (Baumwoll-, Getreideanbau; Seidenraupenzucht), etwa 30 000 Einwohner; Museen; Teppichwerk, Seidenweberei, Baumwollentkernung, Keramikfabrik.
Die Altstadt (»Itschan-Kala«) mit fast vollständig erhaltener Stadtmauer und mehreren Toren wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Zentrum der rechteckigen Anlage bildet die Alte Zitadelle (»Kunja-Ark«), errichtet 17.-19. Jahrhundert. Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelte sich ein eigener Baustil mit Marmor-, Kachel- und besonders markanter geschnitzter Holzdekoration. Beispiele dafür sind der Basar (1830), das Pachlawan-Machmud-Mausoleum (Kuppelbau von 1835, Tor 1701), die Allakuli-Khan-Medrese (1834/35), die Karawanserei (1835), die Amin-Khan-Medrese (1851/52; restauriert und seit 1982 Hotel) mit dem Minarett Kelte-Minar (1852-55, unvollendet; Durchmesser 14,2 m, Höhe 26 m). Der Tasch-Chauli-Palast (1830-38) verfügt über drei große Höfe, um die sich mehrstöckige Gebäude gruppieren. Die Freitags- oder Palastmoschee wurde 1788-99 erbaut.
Die Entstehung der Siedlung Chiwa hängt eng mit der Geschichte des zentralasiatischen Reichs Charism zusammen. Ausgrabungen weisen die Existenz der Stadt zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert nach, erste historische Berichte liegen aus dem 10. Jahrhundert vor. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde Chiwa unter der Dynastie der Arabschahiden (1511 bis Ende des 17. Jahrhunderts) zur Hauptstadt von Charism, das im Folgenden die Bezeichnung »Khanat von Chiwa (Khiwa)« annahm. Bis zur Eingliederung des Khanats in das zaristische Russland (1873) blieb Chiwa unter eigenen Provinzialherrschern weitgehend unabhängig. Bis 1920 hatte das Khanat den Status eines russischen Vasallenstaats; 1920/21 wurde es zur »Volksrepublik Choresm«, 1921-24 war es »Sowjetische Sozialistische Republik Choresm«, danach wurde es der Usbekischen Sozialistischen Sowjetrepublik angeschlossen.
Universal-Lexikon. 2012.