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chemische Nomenklatur
chemische Nomenklatur
 
[ç-], Bezeichnung für die fachsprachlichen Regeln zur Benennung chemischer Verbindungen. Das Recht der Namengebung für chemische Verbindungen wurde in den Anfängen der Chemie meist vom Entdecker beansprucht. Die so entstandenen Trivialnamen sind zum Teil fest in der Umgangssprache verwurzelt und erschweren Bestrebungen zur Einführung eines systematischen, allgemein verbindlichen Systems für die chemische Nomenklatur, die Ende des letzten Jahrhunderts einsetzten und heute von der Nomenklaturkommission der IUPAC weitergeführt werden.
 
Bei organischen Verbindungen bestehen die systematischen Namen nach den IUPAC-Regeln aus dem Namen eines Stammsystems (ein bestimmter Kohlenwasserstoff), dessen Wasserstoffatome durch funktionelle Gruppen oder andere Stammsysteme substituiert sein können. Die azyklischen, izozyklischen oder heterozyklischen Stammsysteme haben teils systematische Bezeichnungen (z. B. Alkane, Alkene, Cycloalkane), teils Trivialnamen (z. B. Benzol, Naphthalin, Indol). Bei der in der modernen Chemie bevorzugten substitutiven chemischen Nomenklatur wird das Kürzel für die ranghöchste funktionelle Gruppe an den unveränderten Stammsystemnamen als Suffix angehängt. Dadurch wird gleichzeitig die Verbindungsklasse festgelegt, z. B. Äthanol (mit Suffix -ol für Alkohole) und 1,8-Naphthalindicarbonsäure. Die Position der Substituenten wird durch Nummerierung, die Anzahl gleicher Substituenten durch die Präfixe di-, tri-, tetra- usw. zum Ausdruck gebracht. Rangniedere funktionelle Gruppen und Kohlenwasserstoffgruppen (andere Stammsysteme) werden als Präfixe angegeben (z. B. 2-Aminoäthanol, H2N — CH2 — CH2 — OH). Der Rang einer Verbindungsklasse und ihrer funktionellen Gruppe erniedrigt sich definitionsgemäß in der Reihenfolge Carbonsäuren, Säurederivate (Anhydride, Ester, Amide), Aldehyde, Alkohole, Amine; die Nitrogruppe, Halogenatome u. a. werden nur als Präfix verwendet (z. B. Nitrobenzol, Dichlormethan). Über die chemische Nomenklatur spezieller organischer Verbindungsklassen und isomerer Verbindungen z. B. Alkohole, Carbonsäuren, Isomerie, Stereochemie. Im Interesse einer internationalen Vereinheitlichung der chemischen Nomenklatur empfiehlt der Deutsche Zentralausschuss für Chemie, anstelle von Äthan, Äthyl usw. die anglisierten Termini Ethan, Ethyl usw. zu verwenden.
 
Bei anorganischen Verbindungen ist eine Systematisierung nur zum Teil möglich. Bei salzartigen Verbindungen wird zuerst der Bindungspartner mit der geringeren Elektronegativität (meist ein Metall) genannt. Seine Oxidationszahl kann als römische Zahl in Klammern zugefügt werden, z. B. Kupfer(II)-chlorid. Einatomige Anionen sind durch die Endung -id (z. B. Hydrid, Chlorid, Sulfid), Anionen von Oxosäuren durch die Endungen -at oder -it (z. B. Sulfat, Sulfit) gekennzeichnet.
 
Literatur:
 
Internat. Regeln für die c. N. u. Terminologie, 2 Bde., Losebl., hg. vom Dt. Zentralausschuß für Chemie (1975 ff.);
 D. Hellwinkel: Die systemat. Nomenklatur der organ. Chemie (31982);
 F. Giese: Beilstein's index. Trivial names in systematic nomenclature of organic chemistry (Berlin 1986);
 P. Fresenius u. K. Görlitzer: Organisch-chem. Nomenklatur (31991).

Universal-Lexikon. 2012.