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Burgos
Bụrgos,
 
1) Hauptstadt der spanischen Provinz Burgos, Region Kastilien-León, im Nordosten der Hochebene Altkastiliens, 854 m über dem Meeresspiegel, am Fuß eines Burghügels über dem Tal des Río Arlanzón, 164 200 Einwohner; Erzbischofssitz und Industriezentrum (Textil-, Chemie-, Gummi-, Papierindustrie); Flugplatz; bedeutender Verkehrsknotenpunkt auf halbem Weg zwischen Madrid und der französischen Grenze.
 
Stadtbild:
 
Die gotische Kathedrale (UNESCO-Weltkulturerbe), drittgrößte Spaniens, wurde 1221-1539 im Stil der großen französischen Kathedralen des 13. Jahrhunderts erbaut. Sie verfügt über zwei 84 m hohe Türme mit durchbrochenen Helmen (1442-58 von J. de Colonia) in der Westfassade, einen 50 m hohen, achteckigen, plateresken Vierungsturm mit acht Fialen (1539-67), einen achteckigen Kuppelturm über der Capilla del Condestable (1482-94 von S. de Colonia), fünf Schmuckportale und einen zweistöckigen gotischen Kreuzgang (14. Jahrhundert; im Obergeschoss Teppichsammlung des Diözesanmuseums); im Innern des Langhauses eingebauter Chor (1497-1512), der zusammen mit dem älteren Chorteil (1230) das Grabmal des Cid und seiner Frau Jimena in der Vierung umfasst; Vierungskuppel von J. de Vallejo (16. Jahrhundert); platereske Escalera Dorada (»Goldene Treppe« von D. de Siloé, 1519-23). Gotische Kirche San Esteban (1280-1350) mit plateresker Innenausstattung; in der Kirche San Nicolás (15. Jahrhundert) ein polychromer Alabasteraltar mit 465 Figuren (1505, von F. de Colonia); zwei Stadttore im Mudéjarstil (13. Jahrhundert) sowie das Tor Santa María (14. Jahrhundert, 1535-53 zum Triumphbogen für Kaiser Karl V. umgebaut). Spätgotisch Palacio del Condestable (15. Jahrhundert), im Renaissancepalast Casa de Miranda (1545) befindet sich das archäologische Museum. Die Casa del Cordón (zwischen 1482 und 1492; 1907 umgebaut) war der Palast des kastilischen Kronfeldherrn und zeitweilig Residenz der Katholischen Könige und Karls V. - Bei Burgos die Klöster Huelgas und Miraflores.
 
Geschichte:
 
Nach Rückeroberung der befestigten Maurensiedlung ab 884 als Grenzfestung gegen die Mauren ausgebaut, wurde Burgos 932 Hauptstadt der Grafschaft und 1037 des Königreichs Kastilien. Seit dem 13. Jahrhundert war Burgos das Zentrum des kastilischen Wollhandels mit Flandern; der Höhepunkt der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Blüte lag im 14. und besonders im 15. Jahrhundert. Die Katholischen Könige residierten hier häufig. Nachdem Philipp II. die Hauptstadt endgültig nach Madrid verlegt hatte, sank Burgos zur politisch und wirtschaftlich bedeutungslosen Provinzialstadt herab; erst im 19. Jahrhundert erholte sich die Stadt wieder. Im Spanischen Bürgerkrieg war Burgos bis zur Einnahme Madrids - Sitz der gegen die Republik kämpfenden nationalistischen Regierung unter General F. Franco.
 
 2) spanische Provinz in der Region Kastilien-León, 14 269 km2, 346 400 Einwohner, auf der weiträumigen Hochfläche (Meseta) im nordöstlichen Altkastilien, im Norden mit dem Oberlauf des Ebro (Wasserkraftwerke, Kernkraftwerk, Erdölvorkommen) in das Kantabrische Gebirge, im Osten in die Sierra de la Demanda (bis 2 262 m; Kupfererzbergbau) eingreifend. Das Klima ist überwiegend kontinental geprägt, jährliche Niederschläge zwischen 300 mm (Hochfläche) und 800 mm (Gebirge). Die verstreuten Siedlungen haben ihren traditionellen, meist mittelalterlichen Baubestand, besonders entlang des Jakobsweges, weitgehend bewahrt. Die ab Ende des 9. Jahrhunderts zur Abwehr der Mauren im Raum um Burgos errichteten Burgen (Castillos) wurden namengebend für Kastilien.
 

Universal-Lexikon. 2012.