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Adscharien
Adscharien,
 
Adscharische Autonome Republik, Teilrepublik Georgiens, im Südwesten Transkaukasiens, grenzt im Süden an die Türkei, 3 000 km2, (1991) 381 000 Einwohner; Hauptstadt und wichtigstes Industriezentrum ist Batumi. Adscharien umfasst die Südwestabdachung des Kleinen Kaukasus und die Küstenebene am Schwarzen Meer, die nach Norden in die Kolchis übergeht. Das Klima ist feucht-subtropisch (2 400-2 800 mm Jahresniederschlag). Etwa 50 % des Territoriums bedecken Wälder. Die Bewohner, vorwiegend auf dem Küstenstreifen angesiedelt, sind nach der Volkszählung von 1989 zu 83 % Georgier (v. a. sunnitisch-muslimische Adscharen), 8 % Russen und 4 % Armenier. An der Küste Anbau von Tee, Tabak, Zitrusfrüchten, Obst und Wein, im Gebirge Rinderhaltung und Waldwirtschaft. Wichtigste Industriezweige sind die Verarbeitung von Erdöl, landwirtschaftlichen Produkten sowie der Maschinenbau. Schwarzmeerkurorte sind Batumi, Kobuleti und Zichisdsiri.
 
Geschichte:
 
Das Gebiet von Adscharien gehörte vom 6. bis 4. Jahrhundert v. Chr. zum westgeorg. Reich Kolchis, anschließend zu Iberien und war vom 4. bis 6. Jahrhundert n. Chr. Teil des westgeorg. Staates Lasika. Im 6. Jahrhundert wurde Adscharien Schauplatz der Kämpfe zwischen Byzanz und Persien, im 7. Jahrhundert fielen die Araber ein und im 9. Jahrhundert wurde es Bestandteil des Reiches Tao-Klardschetien. Vom 11. bis 13. Jahrhundert verheerten die Seldschuken und Mongolen das Territorium. Im 16./17. Jahrhundert eroberten die Türken das adscharische Gebiet und islamisierten es; gegen ihre Herrschaft richteten sich mehrere Aufstände (1680, 1685, 1697, 1744, 1819 und 1856). Nach dem Russisch-Türkischen Krieg (1877/78) musste das Osmanische Reich Adscharien mit seiner inzwischen mehrheitlich muslimische Bevölkerung (Adscharen) an Russland abtreten; ein Teil dieser Bevölkerung wanderte in die Türkei aus. Nach der Oktoberrevolution gehörte Adscharien zur Republik Georgien (unter einer menschewistischen Regierung), wurde aber 1918 zunächst von türkischen, dann von britischen Truppen besetzt (bis 1920). Am 16. 7. 1921 wurde die Adscharische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik innerhalb Georgiens gegründet. In Adscharien siedelten Mescheten, bis sie 1944 unter Stalin nach Zentralasien (Usbekistan) deportiert wurden.
 
Die antiislamisch-autoritäre Politik unter S. Gamsachurdia (georgischer Parlaments- beziehungsweise Staatspräsident 1990-92) führte im April 1991 zu Massendemonstrationen in Batumi und verstärkte die Forderungen nach Ausweitung der autonomen Rechte Adschariens (seit 1991 offiziell Adscharische Autonome Republik).

Universal-Lexikon. 2012.