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ver|gü|ten [fɛɐ̯'gy:tn̩], vergütete, vergütet <tr.; hat:a) jmdn. für Unkosten oder finanzielle Nachteile entschädigen:
jmdm. seine Auslagen, einen Verlust, den Verdienstausfall vergüten.
b) (Amtsspr.) jmds. [Arbeits]leistungen bezahlen:
eine Arbeit, eine Tätigkeit vergüten; die Leistungen werden nach einheitlichen Sätzen vergütet.
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ver|gü|ten 〈V. tr.; hat〉
1. durch Härten verbessern (Stahl)
2. 〈Opt.〉 durch bestimmte Oberflächenbehandlung verbessern (Linse)
3. jmdm. etwas \vergüten
3.1 zurückerstatten (Auslagen)
3.3 bezahlen, belohnen (Leistung)
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Ver|gü|ten: bei Stahl ein Vorgang der ↑ Härtung (1) zwecks Erhöhung der Zähigkeit oder der Festigkeit, vorgenommen durch Abschrecken u. ↑ Anlassen auf Temp. < 700 °C, bei Glas das Aufbringen dünner reflexionsmindernder Schichten zwecks Entspiegelung von Brillen u. optischen Linsen.
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1.
a) jmdm. für einen finanziellen Nachteil o. Ä. einen entsprechenden Ausgleich zukommen lassen:
jmds. Unkosten, jmdm. seine Auslagen v.;
jmdm. einen Verlust, einen Schaden v. (ersetzen);
b) (bes. Amtsspr.) eine bestimmte [Arbeits]leistung bezahlen:
[jmdm.] eine Arbeit, Tätigkeit v.;
die Leistungen werden nach einheitlichen Sätzen vergütet.
2. (Fachspr.) in seiner Qualität verbessern:
Metall, Linsen v.
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Vergüten,
1) technische Optik: das Aufbringen dünner Schichten aus dielektrischen (durchsichtigen) Materialien auf optische Flächen zur Minderung unerwünschter oder zur Verstärkung erwünschter optischer Eigenschaften. Bei refraktiven Elementen (z. B. Linsen) dient das Vergüten zur Unterdrückung der regelmäßigen Reflexion (Antireflexbelag, T-Belag) und damit zur Erhöhung des Transmissionsgrads (Entspiegeln), bei Reflektoren (z. B. Spiegeln) dagegen zur Erzielung eines hohen Reflexionsgrads (Verspiegeln). Der Effekt des Vergütens beruht auf der Interferenz der von den beiden Grenzflächen einer Schicht reflektierten Wellen. Durch passende Wahl der Brechzahl und der Dicke der Schicht wird erreicht, dass diese Interferenz entweder destruktiv (Reflexverminderung) oder konstruktiv (Reflexverstärkung) ist, wobei zu berücksichtigen ist, dass eine Lichtwelle an einer Grenzfläche von einem optisch dünneren (kleinere Brechzahl) zu einem optisch dichteren Medium (größere Brechzahl) einen Phasensprung um einen Phasenwinkel π macht, und dass im umgekehrten Fall die Reflexion ohne Phasensprung erfolgt. So erzeugt z. B. eine Schicht, deren Brechzahl kleiner ist als die des Glaskörpers, auf den sie aufgebracht ist (und größer als die der Luft), und deren Dicke der optischen Weglänge λ / 4 entspricht, destruktive Interferenz. Da die Art der Interferenz von der Wellenlänge λ abhängt, erreicht man mit nur einer Schicht den gewünschten Effekt maximal nur bei einer bestimmten Wellenlänge. Durch geeignete Kombinationen mehrerer Schichten mit abwechselnd größerer und kleinerer Brechzahl ist jedoch sowohl in einem sehr engen als auch in einem breiten Spektralbereich ein sehr hoher Grad der Transmission oder der Reflexion möglich (Multicoating).
Das Vergüten dient v. a. zum Entspiegeln von Brillen und Objektiven (Steigerung der Lichtstärke um bis zu 30 %) und zur Herstellung von hochwertigen, spektral hochgradig selektiven Spiegeln für optische Laserresonatoren sowie zur Herstellung von Kaltlichtspiegeln (Kaltlicht) und dichroitischen Spiegeln; solche dielektrische Vielschichtspiegel erreichen Reflexionsgrade bis 0,999 und lassen das nicht reflektierte Licht fast vollständig hindurch (im Gegensatz zu den stark absorbierenden Metallspiegeln).
2) Werkstoffkunde: Wärmebehandlung von Stahl durch Härten und anschließendes Anlassen auf meist höhere Temperaturen (bis etwa 700 ºC). Durch Vergüten erhält der Stahl, je nach Höhe der Anlasstemperatur, entweder eine hohe Zähigkeit (zähvergütete Stähle) oder Festigkeit (härtevergütete Stähle). Nach dem verwendeten Abschreckmittel beim Härten unterscheidet man Wasser-, Öl- oder Luftvergüten. Unlegierte Vergütungsstähle enthalten 0,2 bis 0,6 % Kohlenstoff, legierte zusätzlich geringe Anteile an Chrom, Mangan, Molybdän und Nickel. Vergütet werden hoch beanspruchte Maschinenteile, z. B. Zahnräder, Achsen, Wellen und Schrauben. - Zum Vergüten bei der Holzbearbeitung Holzvergütung.
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ver|gü|ten <sw. V.; hat [spätmhd. vergüeten = ersetzen; auf Zinsen anlegen]: 1. a) jmdm. für einen finanziellen Nachteil o. Ä. einen entsprechenden Ausgleich zukommen lassen: jmds. Unkosten, jmdm. seine Auslagen v.; jmdm. einen Verlust, einen Schaden v. (ersetzen); ... so lebte ich mit Schenk ... und wollte an dir v. (gutmachen), was ich an ihm versäumt hatte (Bieler, Bär 443); Sie sagen uns Fabrikat, Type und Alter Ihres Gerätes. Wir sagen Ihnen, was wir dafür vergüten (Augsburger Allgemeine 10./11. 6. 78, 32); b) (bes. Amtsspr.) eine bestimmte [Arbeits]leistung bezahlen: [jmdm.] eine Arbeit, Tätigkeit v.; die Leistungen werden nach einheitlichen Sätzen vergütet; ... die Medikamente nur mehr nach Maßgabe ihres therapeutischen Nutzeffekts zu v. (Basler Zeitung 9. 10. 85, 13). 2. (Fachspr.) in seiner Qualität verbessern: Metall, Werkstücke, Linsen v.; vergütete Mineralöle.
Universal-Lexikon. 2012.