Akademik

Sextourismus
Sẹx|tou|ris|mus 〈[-tu-] m.; -; unz.〉 Tourismus mit dem vorrangigen Ziel, sexuelle Beziehungen zu knüpfen

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Sẹx|tou|ris|mus, der (ugs.):
Tourismus mit dem Ziel sexueller Kontakte.

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I
Sẹxtourismus
 
[-tu-], Prostitution.
II
Sextourismus,
 
beschönigende Bezeichnung für Reisen, die unternommen werden, um die besondere Situation in bestimmten Ländern für sexuelle Kontakte auszunutzen, die im Inland nicht oder jedenfalls nicht so einfach möglich sind. In vielen ärmeren Ländern ist Prostitution gegenüber Touristen für Teile der Bevölkerung eine wichtige Einkommensquelle. Die Folgen sind u. a. häufiges Auftreten von Geschlechtskrankheiten und HIV-Infektionen beziehungsweise Aids, Abhängigkeit, Zerstörung von Familien- und Sozialstrukturen.
 
Eine starke Zunahme im Zusammenhang mit dem Sextourismus ist bei der Kinderprostitution zu beobachten. So wird die Zahl der minderjährigen Prostituierten mit einem Alter zwischen acht und 16 Jahren für Thailand auf 100 000 geschätzt, für die Philippinen und Taiwan auf je 20 000, für Sri Lanka auf 10 000. Auch in Westafrika und Lateinamerika müssen Kinder als Prostituierte in Bordellen, auf der Straße und in Hotels arbeiten. Bevorzugte Reiseziele für Sextouristen sind die Philippinen, Sri Lanka und Thailand, in jüngster Zeit auch Brasilien. In den letzten Jahren hat der Sextourismus durch Aids eine neue Dimension erhalten, u. a. die Nachfrage nach unberührten Mädchen erhöht und so die Kinderprostitution verstärkt. In den meisten asiatischen und lateinamerikanischen Reiseländern wurde Aids erst von Soldaten und Touristen eingeschleppt. Aufgrund des anhaltenden Sextourismus zählen diese Länder daher zu den für die Verbreitung des HI-Virus mit am stärksten betroffenen Gebieten.
 
In Deutschland nehmen sich seit mehreren Jahren Organisationen wie Terre des Hommes, Terre des Femmes sowie die Deutsche Arbeitsgemeinschaft gegen Kinderprostitution in besonderer Weise der mit dem Sextourismus verbundenen Entwürdigung von betroffenen Frauen beziehungsweise Kindern und Jugendlichen an. Der Arbeit solcher Organisationen ist zu verdanken, dass inzwischen auch die Länder, aus denen die Sextouristen anreisen, auf die Problematik der sich als Folge des Sextourismus immer mehr ausbreitenden Kinderprostitution reagieren. In Deutschland kann seit 1993 der sexuelle Missbrauch von Kindern unabhängig vom Tatort (das heißt auch wenn er im Ausland stattfindet) bestraft werden, wenn der Täter Deutscher ist oder in Deutschland lebt. Seit Ende 1992 machen sich Touristen in Thailand und auf den Philippinen strafbar, wenn sie sexuelle Kontakte mit Kindern haben.

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Sẹx|tou|ris|mus, der (ugs.): Tourismus mit dem Ziel sexueller Kontakte: Die deutschen Reiseveranstalter wollen künftig dazu beitragen, den S. einzudämmen (MM 7./8. 5. 88, 11); Sein Beitrag greift in die verschärfte Debatte über S. mit Kindern ... ein (FAZ 17. 8. 98, 38).

Universal-Lexikon. 2012.