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Mari
Ma|ri 〈n.; - od. -s; unz.〉 = tscheremissische Sprache

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I
Mạri,
 
Tscheremịssen, finnougrisches Volk in der Russischen Föderation, 1989 zu 52 % in der Republik Mari El, sonst in den Republiken Tatarstan, Tschuwaschien und Baschkirien sowie in den Gebieten Perm und Swerdlowsk, insgesamt etwa 670 000. Sprache: Tscheremissisch (finnougrische Sprachen). Unterschieden werden drei Gruppen: Bergmari oder Hochlandmari (v. a. am rechten Wolgaufer) und Wiesenmari oder Tieflandmari (am linken Wolgaufer), denen sich die Ostmari anschließen. Die im 16. Jahrhundert einsetzende Christianisierung konnte, v. a. unter den Tiefland- und Ostmari, die alten animistisch-schamanistischen Vorstellungen (Kugu-Sorta-Sekte) nicht restlos überwinden. Einige Mari (v. a. Ostmari) traten zum sunnitischen Islam über.
II
Mari,
 
altorientalische Stadt am mittleren Euphrat, heute Tell Hariri, 11 km nordnordwestlich von Abu Kemal in Ostsyrien. Mari ist die älteste bekannte Stadt in diesem Gebiet und war eine wichtige Station auf der Handelsstraße von Babylonien zum Mittelmeer. Die Gründung der Stadt reicht in die 1. Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. zurück, die große Palastanlage mit dem Archiv der Könige von Mari stammt aus der altbabylonischen Zeit (1950-1700 v. Chr.). Von den etwa 25 000 aufgefundenen Tontafeln enthalten 5 000 die politische und administrative Korrespondenz, die wichtige Einblicke in die geschichtliche Entwicklung des ganzen Vorderen Orients im ausgehenden 18. Jahrhundert v. Chr. gewährt. Aufschlussreich sind die Nachrichten über die Rolle der westsemitischen Nomaden und Halbnomaden und ihr Brauchtum. Unter den religiösen Texten sind einige in hurritischer Sprache; mehrfach wird von Propheten berichtet. Mari wurde 1696 v. Chr. von Hammurapi zerstört. - Die französischen Ausgrabungen unter André Parrot (* 1901, ✝ 1980) begannen 1933 (1950 wieder aufgenommen) und legten große Teile des 1 000 × 600 m umfassenden Stadtgebiets frei. Aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. stammen Baureste mehrerer kleiner frühdynastischer Tempel (etwa 2800-2400). Der Tempel für den Gott Dagon stand nahe einer Hochterrasse (Vorform der Zikkurat). Im Tempel für Ninnizaza fand sich eine Kultsäule aus Basalt; aus dem angebauten Ischtartempel stammen berühmte Bildwerke der sumerischen - in anderer Betrachtung der altsyrischen - Kunst (Sitzbilder u. a. der Sängerin Ur-nansche und über 100 stehende Beterstatuetten oder Weihefigürchen, Einlegearbeiten, Schmuck, Waffen und Steatitgefäße). Unter späteren Überbauungen wurde in einem als älteres Palastheiligtum zu deutenden Komplex (vermutlich drei aufeinander folgende Tempel) ein Depotfund gemacht, traditionell »Schatz von Ur« genannt, jedoch sind die meisten Stücke wohl in Mari selbst gefertigt. Der seinerzeit berühmte Palast von Mari (u. a. in Ebla erwähnt) bedeckte mit Wohn- und Wirtschaftstrakten über 2,5 ha, war wohl in großen Teilen zweistöckig und hatte über 300 Räume. Im Ost- und im Westteil lag je ein großer Hof, der östliche war von einer Reihe von Handelskontoren umgeben und hatte nach Süden einen kleinen Audienzsaal, an dem zweiten westlichen Hof lag nach Süden ein als Thronsaal identifizierter Breitraum mit Podest und dahinter ein ebenso breiter Kultraum mit erhöhter Cella an einer Schmalseite. Im Westhof sind Wandmalereien erhalten, v. a. ein Opferzug und ein gemalter Teppich mit der Investitur des Königs Zimrilim (etwa 1710-1696 v. Chr.), der vor der Göttin Ischtar steht. In der unteren Hälfte ist eine Wasser spendende Göttin, von der auch eine Statue wohl derselben Zeit gefunden wurde, zweimal dargestellt.
 
Literatur:
 
A. Parrot: Mission archéologique de M., 4 Bde. (Paris 1956-68);
 A. Parrot: M., capitale fabuleuse (ebd. 1974);
 
Land des Baal. Syrien-Forum der Völker u. Kulturen, bearb. v. K. Kohlmeyer u. a., Ausst.-Kat. (1982);
 J.-G. Heintz: Bibliographie de M. Archéologie et textes. 1933-1988 (Wiesbaden 1990).
 
Zeitschriften: Archives royales de M. (Paris 1950 ff.);
 
M. Annales de recherches interdisciplinaires (ebd. 1982 ff.).

Universal-Lexikon. 2012.