Welt|ethos,
globales Ethos, von dem katholischen Theologen H. Küng in seinem Buch »Projekt Weltethos« (1990) geprägter Begriff zur Bezeichnung eines von ihm geforderten »Ethos für die Gesamtmenschheit«. Vor dem Hintergrund der globalen Selbstgefährdung der Menschheit ist Weltethos für Küng ein politisch-programmatischer Begriff, indem mit ihm der für alle Menschen als notwendig angesehene Grundkonsens verbindlicher Werte, Normen und Haltungen formuliert wird (Frieden, Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Pluralität, Solidarität, Verantwortung für Mitwelt, Umwelt und Nachwelt u. a.). Das 1993 in Chicago tagende »Weltparlament der Religionen« (28. 8. -4. 9.), auf dem rd. 6 500 Vertreter von über 200 Religionsgemeinschaften zusammenkamen, verabschiedete mit der (maßgeblich von Küng formulierten) »Declaration of a Global Ethic« eine gemeinsame Erklärung, die den Versuch darstellt, die allen Weltreligionen zentralen ethischen Werte zusammenzufassen. - Den in der programmatischen Schrift Küngs formulierten Anliegen der interkulturellen und interreligiösen Begegnung ist die 1995 gegründete Stiftung Weltethos (Sitz: Tübingen) verpflichtet. Mit ihrem Wirken für eine globale Ethik, die als die Grundlage für das gemeinsame Überleben der Menschheit und eine zu schaffende politisch und sozial gerechte Weltordnung angesehen wird, tritt die Stiftung bewusst der mit der wirtschaftlichen Globalisierung am Ende des 20. Jahrhunderts verbundenen partikularen Interessen- und Machtpolitik sowie einer einseitig ökonomische Betrachtungsweise der (Welt-)Gesellschaft entgegen.
H. Küng: Projekt W. (Neuausg. 21993);
Weltfrieden durch Religionsfrieden. Antworten aus den Weltreligionen, hg. v. H. Küng u. K.-J. Kuschel (1993);
Erklärung zum W. Die Deklaration des Parlamentes der Weltreligionen, hg. v. H. Küng u. K.-J. Kuschel (1993);
Verantwortlich leben in der Weltgemeinschaft. Zur Auseinandersetzung um das »Projekt W.«, hg. v. J. Rehm (1994);
Ja zum W. Perspektiven für die Suche nach Orientierung, hg. v. H. Küng (1995);
Universal-Lexikon. 2012.