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Kinderladen
Kịn|der|la|den 〈m. 4uauf Privatinitiative hin eingerichteter Kindergarten mit antiautoritärer Tendenz [urspr. in leerstehenden Läden]

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Kịn|der|la|den, der <Pl. …läden>:
1. Laden, Geschäft, in dem Artikel für Kinder verkauft werden.
2. [nach der anfänglichen Unterbringung in ehemaligen Läden] aus privater Initiative entstandener, nicht autoritär geleiteter Kindergarten.

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Kinderladen,
 
als Gegenerziehungsmodell zum traditionellen Kindergarten während der antiautoritären Studentenbewegung Ende der 1960er-Jahre von Berlin (West) ausgehende, auf Initiative von Elternvereinigungen gegründete Einrichtung für Drei- bis Sechsjährige. Der Name rührt daher, dass die ersten Kinderläden in leer stehenden Einzelhandelsläden eingerichtet wurden. Das pädagogische Konzept des Kinderladens leitete sich aus der Kritik zumeist studentischer Eltern an der »repressiven« Struktur der Gesellschaft ab. Vor dem Hintergrund marxistischen und psychoanalytischen Gedankengutes (S. Bernfeld, W. Reich), T. W. Adornos Studien zur autoritären Persönlichkeit und einer prinzipiell antiautoritären Einstellung sollte ein nichtrepressiver Erziehungsstil praktiziert werden. Zentrale Prinzipien waren dabei eine Kollektiverziehung, die eine zu enge Bindung der Kinder an einzelne Bezugspersonen (im Regelfall die Eltern) vermeiden sollte, sexuelle Selbstregulierung und der Aufbau eines kritisch politischen Bewusstseins. Wenngleich die Kinderladenbewegung im Laufe der 70er-Jahre stark an Einfluss verlor, sind von ihr dennoch positive Anstöße für die herkömmliche Vorschulerziehung ausgegangen.

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Kịn|der|la|den, der <Pl. ...läden> [2: nach der anfänglichen Unterbringung in ehemaligen Läden]: 1. Laden, Geschäft, in dem Artikel für Kinder, bes. Kleidung u. Spielwaren, verkauft werden. 2. aus privater Initiative entstandener antiautoritärer Kindergarten: die Eltern beschlossen, einen K. einzurichten; Ulrike Poppe war zudem Mitgründerin eines privaten -s (Spiegel 52, 1983, 16); Sie hatte in einem K. gearbeitet, wo sie Kleinkinder hüten sollte, ohne deren freie Entwicklung zu beeinflussen (Brückner, Quints 185).

Universal-Lexikon. 2012.