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Kollektiverziehung
Kollektiv|erziehung,
 
grundlegendes erzieherisches Konzept des sowjetischen Pädagogen A. S. Makarenko, das bis zum Zerfall des kommunistischen Weltsystems 1989/91 prinzipiell Ziele und Methodik der Erziehung in kommunistischen Staaten formte. Makarenko stellte die von ihm praktizierte außerfamiliäre Erziehung in Altersgruppen unter die Perspektive der kommenden sozialistischen Gesellschaft mit Arbeit und Produktion im Kollektiv. Erziehung sollte für alle gleich sein und hatte die allseitige Entwicklung der Persönlichkeit zum Ziel, wobei zur sozialistischen Persönlichkeit insbesondere die Befähigung zum Arbeiten und Leben im sozialistischen Kollektiv gehörte. Einheit von Unterricht und Erziehung verfolgte Makarenko in der Verbindung von Lernen, körperliche Arbeit und gesellschaftlich nützliche Tätigkeit unter Betonung sowohl der Gleichberechtigung der Mitglieder als auch der pädagogischen Führung und Disziplin, wobei in der Großgruppe die Sinnhaftigkeit von Rollenverteilung und gemeinsamer Lösungssuche für Produktion und Gesellschaft erfahrbar gemacht werden sollte. Zwischen der Kollektiverziehung und der gesellschaftlichen Wirklichkeit kommunistischer Staaten sowie dem Alltag am Arbeitsplatz fehlte allerdings jeder Bezug. Auf staatstheoretisch-ideologischer Ebene wurde als angestrebtes Ziel der Kollektiverziehung der Zusammenfall der Interessen des Einzelnen mit dem - von der Partei definierten - Gesamtinteresse postuliert (Kollektiv). - Einen anderen Versuch der Kollektiverziehung gab es im Kibbuz.

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Kol|lek|tiv|er|zie|hung, die (Päd.): überwiegende od. ausschließliche Erziehung durch das ↑Kollektiv (1).

Universal-Lexikon. 2012.