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Corps
[koːr, französisch] das, -/-,
2) eine studentische Verbindung. Die deutschen Corps gingen aus den alten studentischen Landsmannschaften des 18. Jahrhunderts hervor. Das ursprüngliche landmannschaftliche Prinzip bei der Aufnahme der Mitglieder kam erst im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts außer Gebrauch. Durch die Gründung der (Deutschen) Burschenschaft (1815) vorübergehend zurückgedrängt, wurden die Corps von den Regierungen seit 1840 als unpolitische Verbindungen zunächst geduldet und nach 1848 mit den meisten anderen inzwischen gegründeten Verbindungsarten anerkannt. An den einzelnen Universitäten vereinigten sie sich zu Senioren-Conventen (SC). Gegenüber den studentischen Reformbestrebungen des 19. Jahrhunderts hielten sie das traditionelle studentische Brauchtum aufrecht, entwickelten das Prinzip der unbedingten Satisfaktion mit der Waffe und die Bestimmungsmensur und wurden zum Vorbild der Verbindungen (Korporationen), besonders der schlagenden. Die auf den technischen Hochschulen und Bergakademien, später auf den tierärztlichen, landwirtschaftlichen Hochschulen und Handelshochschulen aufkommenden Corps hatten zwar eine etwas andere Entwicklung, stimmten aber in ihren Grundsätzen mit den Corps auf den Universitäten überein. Die Corps lehnen die politische und religiöse Beeinflussung ihrer Mitglieder ab (Unterschied zu den nationaler orientierten Burschenschaften).
Als erster Corpsverband wurde 1848 der Kösener Senioren Convents-Verband (KSCV) gegründet (Tagungsort: Rudelsburg bei Bad Kösen). Er umfasste bis zu seiner Zwangsauflösung 1935 v. a. die Corps an den reichsdeutschen Universitäten, ferner die Corps in Innsbruck, Leoben, Wien, Graz, Brünn und Prag. Nach 1945 entstanden die Corps an den Universitäten der Bundesrepublik Deutschland und Österreichs neu. Der KSCV wurde 1951 wieder gegründet (Tagungsort seit 1954 Würzburg).
Zusammen mit den schweizerischen Corps Rhenania und Helvetia Zürich wurde 1863 der Weinheimer Senioren-Convent (WSC) gegründet; er umfasste 1933 v. a. die Corps an den reichsdeutschen technischen Hochschulen und Bergakademien. Der 1935 zwangsaufgelöste WSC (Tagungsort: die Wachenburg bei Weinheim) wurde 1952 wieder gegründet.
Zwischen KSCV und WSC wurde 1921 ein Zweckverbandsabkommen zur Wahrung gemeinsamer Interessen (Allgemeiner Deutscher SC-Verband) geschlossen. Seit 1954/55 besteht zwischen beiden Verbänden ein Kartellvertrag.
Der Rudolstädter Senioren-Convent (RSC) wurde 1873 von den Landsmannschaften, besonders der Tierärztlichen Hochschulen Berlin und Hannover, gegründet (Tagungsort: Rudolstadt). Er dehnte sich auf andere reichsdeutsche Universitäten, technische Hochschulen und Handelshochschulen aus. 1935 löste er sich auf.
Der Naumburger Senioren-Convent (NSC), 1882 aus dem Verband der akademischen landwirtschaftlichen Verbindungen hervorgegangen (Tagungsort: Naumburg/Saale) löste sich 1935 auf.
Als Corps bezeichneten sich auch die landmannschaftlichen (deutsch-baltischen) Verbindungen an den baltischen Hochschulen (in Dorpat [heute Tartu] seit 1808, in Riga seit 1865). Sie nahmen eine selbstständige Entwicklung (keine unbedingte Satisfaktion, keine Bestimmungsmensur) und sind zum Teil nach 1945 in der Bundesrepublik Deutschland ebenfalls wieder erstanden. Nach ihrem Vorbild waren dort auch estnische, lettische, russische und polnische Corps entstanden.
W. Fabricius: Die dt. C. (21925);
H. Schüler: Weinheimer S. C.-Chronik (1927);
100 Jahre Weinheimer Senioren-Convent (1963);
Hb. für den Kösener Corpsstudenten, hg. v. H. Fischer, 2 Bde. (61985).
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Corps usw.: ↑Korps usw.
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Korps, (auch:) Corps [ko:ɐ̯], das; - [ko:ɐ̯(s)], - [ko:ɐ̯s; frz. corps < lat. corpus, ↑Körper]: 1. (Milit.) größerer Truppenverband. 2. (bildungsspr.) [schlagende] studentische Verbindung. 3. *das diplomatische K. (die Gesamtheit der in einem Land akkreditierten Diplomaten; Abk.: CD = ↑Corps diplomatique).
Universal-Lexikon. 2012.