Person, die aus beruflichen Gründen regelmäßig zwischen zwei Orten hin- und herfährt:
dieser Zug wird fast nur von Pendlern benutzt.
Zus.: Berufspendler, Berufspendlerin.
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Pẹnd|ler 〈m. 3〉 jmd., der seine Arbeitsstätte täglich vom Wohnort aus im Pendelverkehr erreicht
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Pẹnd|ler, der; -s, -:
jmd., der ↑ pendelt (2).
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Pendler,
Personen, die zwischen ihrem Wohnort und ihrem Arbeitsort (Berufspendler) oder Ausbildungsort (Ausbildungspendler) periodisch eine gewisse Entfernung zurücklegen (»pendeln«). Für ihren Arbeitsort gelten sie als Einpendler, für ihren Wohnort als Auspendler. Die meisten kehren täglich in ihre Wohngemeinde zurück (Tagespendler), vermehrt jedoch auch nur wöchentlich (Wochenpendler, Wochenendpendler) oder gar monatlich. Die Gesamtheit der Bewegungen dieser Art wird als Pendelverkehr bezeichnet.
In der Pendlerstatistik wurden (seit 1900) nur die regelmäßigen Berufswege erfasst, bei denen eine Gemeindegrenze überschritten wird. Seit 1970 ging die amtliche Statistik für die Großstädte und deren Umland zur Erfassung der Berufswege nach den Adressen von Wohnung und Arbeitsstätte über, sodass auch innergemeindliche Pendler erfasst werden.
Die grundsätzliche Trennung von Arbeits- und Wohnort ist eine Folge der Industrialisierung. Schon im mittelalterlichen Bergbau waren die »Gewerken« wochenlang von ihren Familien getrennt, weil die Arbeit an den Lagerstätten geleistet werden musste. Aber erst mit dem Rückgang der Hauswirtschaft und der Konzentration der Produktion in Manufakturen und Fabriken sind größere Bevölkerungsteile davon betroffen. Die zunehmende Arbeitsteilung, die Ausweitung der staatlichen Verwaltung seit Ende des 19. Jahrhunderts, die Konzentration des Handels sowie die Verbreitung der Berufsausbildung in den letzten Jahrzehnten reduzierten die Möglichkeiten einer dauerhaften Beschäftigung am Wohnort zusätzlich.
Der öffentliche Personennahverkehr und viel stärker noch die private Motorisierung haben wesentlich zur Ausdehnung der Siedlungen und damit zu einer Steigerung des Pendelverkehrs beigetragen. Ebenso sind durch die Tendenz zur Konzentration der Verwaltung (z. B. mit den Gebietsreformen), Bildungs- sowie Gesundheitseinrichtungen die Menge und Weite der Berufswege der öffentlich Beschäftigten gestiegen. Der Anteil der Berufspendler an den Erwerbstätigen ist in den alten Bundesländern von 14,5 % der Erwerbstätigen (1950) auf 36,8 % (1987) gestiegen; der Anteil der Pkw-Benutzer von 20 % (1961) auf 81 % (1987). Mit dieser Entwicklung wuchsen die finanziellen und zeitlichen Belastungen der Individuen und der Haushalte. Die Zeitkosten und die sozialen Kosten fallen zum Teil stärker ins Gewicht als die unmittelbaren Verkehrsmittelkosten, zumal die Arbeitszeitverkürzungen den Wegeaufwand nicht zu kompensieren vermocht haben.
Die Belastungen durch den Berufsverkehr v. a. in den Stoßzeiten sind offensichtlich (größerer Zeitaufwand, im motorisierten Individualverkehr Erschwerung des Wirtschaftsverkehrs, Umweltbelastung, Unfallgefährdung besonders für Anwohner), zumal sich dieser auf bestimmte Hauptverkehrswege und innerstädtische und gewerbliche Zielgebiete konzentriert. Die Einführung flexibler und gleitender Arbeitszeiten hat die Überlastungen nur zeitweise mildern können. Die fehlende Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs begünstigt den Individualverkehr, der zusätzlich öffentlichen Aufwand (Bereitstellung von Parkraum, Bau und Instandhaltung von Verkehrswegen) verursacht. All dies führt zu einer zunehmenden Zersiedlung der Landschaft. Weniger beachtet werden die volkswirtschaftlichen Verluste, die durch den unproduktiven Zeiteinsatz und den mitbedingten Kraftaufwand entstehen (»Staukosten«, »Unfallkosten«). Die Mittel der Raumordnung zur Entschärfung der Probleme sind begrenzt: Eine »optimale« Zuordnung der Wohnsiedlungen zu den Arbeitsstätten steht im Konflikt zur Freizügigkeit (Berufswechsel, Wohnsitzwechsel).
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
Ballungsgebiet · Bodenpolitik · Mobilität · Raumordnung · Standort · Verkehr
H. Staubach: Pendelwanderung u. Raumordnung (1962);
A. Haack: Die Trennung von Arbeiten u. Wohnen (1981);
P. - Wohnsituation u. Arbeitssituation, bearb. v. B. Brunnert-Bestian (1988);
Arbeitsbedingtes Pendeln. Entwicklungen u. Probleme einer bes. belasteten Arbeitnehmergruppe, hg. v. E. Ott (1990);
Die Erreichbarkeit der Arbeitsplätze im morgendl. Berufspendlerverkehr, hg. v. J. Wutschka (1990);
M. Simon: Das Ring-Sektoren-Modell. Ein Erfassungsinstrument für demograf. u. sozioökonom. Merkmale u. Pendlerbewegungen in gleichartig definierten Stadt-Umland-Gebieten (Bern 1990);
J. Bähr u. a.: Bevölkerungsgeographie (31992);
A. Kagermeier: Siedlungsstruktur u. Verkehrsmobilität (1997).
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Pẹnd|ler, der; -s, -: jmd., der pendelt (2): Da aber ihr beider Einkommen zu gering war, ist der Sepp viele Jahre als P. zur Arbeit nach München gefahren (Wimschneider, Herbstmilch 142).
Universal-Lexikon. 2012.