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Herzinsuffizienz
Insufficientia cordis (fachsprachlich); Herzmuskelschwäche; Myokardinsuffizienz (fachsprachlich); Herzschwäche

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Hẹrz|in|suf|fi|zi|enz 〈f. 20〉 = Herzschwäche ● er leidet an \Herzinsuffizienz

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Hẹrz|in|suf|fi|zi|enz, die (Med.):
Funktionsschwäche des ↑ Herzens (1 a).

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Herz|insuffizienz,
 
Herzschwäche, Herzmuskelschwäche, Myokạrd|insuffizienz, Unvermögen des Herzmuskels, den Organismus in Ruhe und während Belastung trotz ausreichenden Blutangebots und Füllungsdrucks genügend mit Blut zu versorgen. Bei eingeschränkter Pumpleistung unter Belastung liegt eine Belastungsherzinsuffizienz vor, bei schon im Ruhezustand unzureichender Leistung eine Ruheherzinsuffizienz. Die Herzinsuffizienz kann akut auftreten oder jahrelang chronisch verlaufen. Normalerweise wird die Auswurfleistung des Herzens durch vier Faktoren bestimmt: Kontraktilität, Herzfrequenz, Vorlast (die zur Vordehnung der Herzmuskelfasern führende, durch den enddiastolischen Druck repräsentierte Kraft) und Nachlast (Kraft, die von der Kammermuskulatur in der Systole zur Überwindung der Summe der Widerstände gegen die Austreibung des Blutes aufzubringen ist). Liegt die Ursache der verminderten Pumpleistung im Herzmuskel selbst, spricht man von einer Kontraktionsinsuffizienz, bei nicht primären Herzmuskelursachen (z. B. Herzklappendefekten) von einer Förderinsuffizienz. Kommt es zu einer Erhöhung des venösen Druckes vor einer leistungsschwachen Kammer, spricht man von einer Stauungsinsuffizienz, die sowohl die rechte als auch die linke Kammer betreffen kann. Ist trotz Stauungsinsuffizienz die Förderleistung erhöht, besteht eine chronische Volumenüberlastung (High-Output-Failure).
 
Nach den Vorschlägen der New York Heart Association (NYHA) wird die Herzinsuffizienz in vier Stadien eingeteilt: Beim Schweregrad I besteht noch keine Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Bei gewohnter körperlicher Betätigung kommt es nicht zum Auftreten von Luftnot, Herzschmerzen oder Palpitationen. Beim Schweregrad II ist die körperliche Leistungsfähigkeit leicht eingeschränkt. Die Kranken fühlen sich in Ruhe und bei leichter Tätigkeit wohl. Beschwerden treten erst bei stärkerer körperlicher Belastung auf. Der Schweregrad III ist dadurch gekennzeichnet, dass die körperliche Leistungsfähigkeit stark reduziert ist. Diese Kranken fühlen sich in Ruhe wohl, haben aber schon bei leichten alltäglichen Aufgaben Beschwerden. Beim Schweregrad IV kommt es auch in Ruhe zu Beschwerden, eine körperliche Belastung ist nicht möglich, meist ist Bettruhe erforderlich. Die Gruppen I und II entsprechen etwa der latenten Form der Herzinsuffizienz, Gruppe III der Belastungsherzinsuffizienz und Gruppe IV, als schwerste Form, der Ruhe-Herzinsuffizienz.
 
Nach dem organischen Ausmaß liegt eine beide Herzkammern betreffende Globalinsuffizienz oder eine verminderte Pumpleistung einer der beiden Herzhälften vor. Bei der Linksherzinsuffizienz pumpt die linke Herzkammer weniger Blut in die Hauptschlagader; die rechte Kammer dagegen wirft anfänglich unvermindert kräftig Blut in den Lungenkreislauf, der bald überfüllt und gestaut wird (Lungenstauung). Bei der Rechtsherzinsuffizienz wirft die leistungsfähige linke Herzkammer mehr Blut in den großen Körperkreislauf, als die rechte Herzkammer abschöpfen kann. Die Folge ist ein Rückstau, der zunächst durch die Venen und das Kapillarsystem aufgefangen (kompensiert) werden kann; bei Dekompensation kommt es zu Leberstauung mit Gelbsucht, Bauchwassersucht, Ödemen sowie Nierenversagen aufgrund mangelnder Durchblutung.
 
Die beginnende Herzinsuffizienz äußert sich in leichter Ermüdbarkeit und Atemnot (z. B. beim Treppensteigen), verzögerter Normalisierung der Pulsfrequenz und Verminderung der peripheren Durchblutung. Die Linksherzinsuffizienz ist gekennzeichnet durch die von der Lungenstauung ausgelösten Symptome des Herzasthmas, Rechtsherzinsuffizienz durch Völlegefühl, Beinödeme, Stauungsgastritis und nächtliche Harnflut (Nykturie).
 
Zu den Hauptursachen gehören die Überlastung des Herzmuskels durch arteriellen Hochdruck, eine ungenügende Funktion der Herzkranzgefäße (Koronarinsuffizienz), auch als Folge eines Herzinfarkts, Sauerstoffmangelzustände (Hypoxie), Herzklappenschäden und Herzfehlbildungen, Herzrhythmusstörungen, Herzbeutelverwachsungen (Panzerherz), Herzmuskelentzündungen, toxischen Schädigungen, Acidose, Speicherkrankheiten und Hyperthyreose.
 
Zu den allgemeinen Maßnahmen der Behandlung gehören die Einschränkung der körperlichen Belastung und die Herzschonkost, zu den speziellen die Beseitigung der organischen Ursachen (z. B. durch Herzklappenersatz) und der begleitenden Ödeme, gegebenenfalls auch der Herzrhythmusstörungen. Ist eine kausale Therapie nicht möglich, wird eine symptomatische, medikamentöse Steigerung der Kontraktionskraft des Herzens (z. B. durch Digitalispräparate, Katecholamine) sowie eine Absenkung der Vor- und Nachlast durch entwässernde (Diuretika) und gefäßerweiternde Mittel (Vasodilatatoren), insbesondere ACE-Hemmer, angestrebt.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Herz: Regulation der Herzleistung und Herzinsuffizienz
 

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Hẹrz|in|suf|fi|zi|enz, die (Med.): Funktionsschwäche des Herzens (1 a).

Universal-Lexikon. 2012.