Zadar
['zadar], italienisch Zara ['dzaːra], Stadt in Kroatien, an der Adriaküste, Zentrum Nord-Dalmatiens, 76 300 Einwohner; Sitz eines orthodoxen und eines katholischen Erzbischofs; philosophische Fakultät der Universität Zagreb, Staatsarchiv, Kunstgalerie, archäologisches und ethnologisches Museum; Schiffbau, Textilindustrie, Kunststoffverarbeitung, Herstellung von Präzisionsinstrumenten, Nähmaschinen u. a.; Fährverbindung mit Ancona (Italien).
Der Kern der Stadt, auf einer Halbinsel gelegen, entwickelte sich auf dem Grundriss der antiken Stadtanlage (Straßenverlauf und Lage des Forums mit Kapitol noch heute erkennbar). Die mittelalterliche Stadtbefestigung (im 16. Jahrhundert wesentlich erweitert) wurde im 19. Jahrhundert weitgehend geschleift, erhalten blieben das Landtor Porta Terraferma (1543) und das Seetor Porta Marina (1575, unter Verwendung eines römischen Ehrenbogens errichtet). Zu den vorromanischen Sakralbauten, die zu den bedeutendsten erhaltenen Baudenkmälern der dalmatinischen Küste zählen, gehört die Kirche Sankt Donat, eine Rotunde aus dem 9. Jahrhundert auf dem römischen Forum; in unmittelbarer Nähe der romanische Dom Santa Anastasia (12.-13. Jahrhundert, über einem Vorgängerbau des 9. Jahrhunderts), Fassade mit Blendarkadenreihen; Marienkirche (v. a. 16. Jahrhundert) mit romanischem Glockenturm (1105). Die Kirche des heiligen Chrysogonus wurde 1175 an der Stelle einer Kirche des 6. Jahrhunderts errichtet (1407 umgebaut und erneuert), drei Apsiden mit kleinen Blendarkaden, die mittlere Apsis zusätzlich mit Zwerggalerie. In der Kirche Sankt Simeon (ursprünglich 12. Jahrhundert), im 16. und 17. Jahrhundert grundlegend umgebaut, der Schrein des heiligen Simeon aus vergoldetem Silber (1377-80). Venezianische Loggia (16./17. Jahrhundert) mit Glockenturm (19. Jahrhundert); Fünfbrunnenplatz (1574); zahlreiche Paläste aus dem 15. und 16. Jahrhundert; in der ehemaligen Stadtwache (1562) die ethnologische Sammlung des Nationalmuseums.
Die bereits im 9. Jahrhundert v. Chr. angelegte illyrische Siedlung wurde 35 v. Chr. römische Kolonie (Colonia Iulia Iadera) und nach der Völkerwanderung (als Iader) byzantinischer Verwaltungssitz für Dalmatien. Ab dem 11. Jahrhundert abwechselnd unter ungarischer und venezianischer (1202-1358) Oberhoheit, wurde Zadar 1409 von Ungarn an Venedig verkauft und blieb, nachdem es sich 1571 erfolgreich gegen die Osmanen verteidigt hatte, bis 1797 dessen wichtigster Besitz an der nördlichen Adria. Im 19. Jahrhundert war Zadar Hauptort des österreichischen Dalmatien. 1918 von italienischen Truppen besetzt, wurde Zadar im Vertrag von Rapallo (1920) von Jugoslawien an Italien abgetreten; 1944/47-91 gehörte es zu Jugoslawien; seit Juni 1991 gehört es zu Kroatien.
Universal-Lexikon. 2012.