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Wyszyński
Wyszyński
 
[vi'ʃiĩski], Stefan, polnischer katholischer Theologe, * Zuzela (Russland; heute Polen, Woiwodschaft Podlachien) 3. 8. 1901, ✝ Warschau 28. 5. 1981; wurde 1924 zum Priester geweiht und war zunächst in der Seelsorge und der christlichen Gewerkschaftsbewegung sowie publizistisch tätig (besonders zur katholischen Soziallehre). Während der deutschen Besetzung unterstützte Wyszyński die polnische Widerstandsbewegung. 1946 wurde er Bischof von Lublin, 1948 in Personalunion Erzbischof von Gnesen und Warschau, Vorsitzender der polnischen Bischofskonferenz und Primas von Polen, 1953 Kardinal. In den nach 1945 zwischen dem volksdemokratischen Staat und der katholischen Kirche aufbrechenden Konflikten war Wyszyński unter Wahrung der kirchlichen Interessen und Unabhängigkeit (deshalb 1953-56 inhaftiert) immer neu um einen Interessenausgleich bemüht. Wyszyński gab dem polnischen Katholizismus eine stark konservativ-volkskirchliche Prägung und stand »liberaleren« Strömungen (v. a. im westeuropäischen Katholizismus) skeptisch-kritisch gegenüber. Höhepunkt seiner Amtszeit war 1966 die Tausendjahrfeier der Christianisierung Polens. Wyszyński betonte die enge Verbindung zwischen katholische Kirche und polnische Nation und verkörperte für sehr viele Polen den Selbstbehauptungswillen der Nation gegenüber dem als nicht polnisch empfundenen kommunistischen Staat und der ihn tragenden Ideologie.
 
Literatur:
 
A. Micewski: Stefan Kardinal W. - Primas von Polen (1990);
 J. Siedlarz: Kirche u. Staat im kommunist. Polen 1945-1989 (1996).

Universal-Lexikon. 2012.