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Wandalenreich
Wandalenreich
 
Die Frühgeschichte des ostgermanischen Stammes der Vandalen ist weitgehend unbekannt, ihre Heimat ist vermutlich Skandinavien. Im 2. und 3. Jahrhundert traten sie mit vereinzelten Angriffen auf das Römische Reich in das Blickfeld der historischen Überlieferung. Die Teilstämme der Hasdingen und der Silingen setzten sich zu Beginn des 5. Jahrhunderts nach Westen in Bewegung und überquerten Ende 406 mit Alanen und Sueben bei Mainz den Rhein. Nach dreijährigen Plünderungszügen durch Gallien überschritten diese drei Völker die Pyrenäen und teilten 411 fast die ganze iberische Halbinsel untereinander auf.
 
Der nach vernichtenden Niederlagen gegen die Westgoten entstandene vandalische Großstamm wanderte nur wenige Jahre später auf der Flucht vor Sueben und Römern nach Südspanien (die Landschaft Andalusien trägt noch heute seinen Namen). Im Frühjahr 429 setzten 80 000 Vandalen unter ihrem König Geiserich nach Afrika über und rückten der Küste entlang nach Osten vor. Nach vierzehnmonatiger Belagerung, während der Augustinus starb, nahmen sie im Sommer 431 die Bischofsstadt Hippo ein. Ein Föderatenvertrag zwischen Ravenna und Geiserich wies den Vandalen 435 Numidien, Teile Mauretaniens und der Provinz Africa Proconsularis zu. Die Eroberung Karthagos (439) sowie Plünderungszüge nach Sizilien zwangen Kaiser Valentinian III. 442 zu einem neuen Friedensschluss.
 
Geiserich herrschte in der Folgezeit als souveräner König mit eigener Münzprägung. Nach der Ermordung Valentinians und der Auflösung der Verlobung zwischen Geiserichs Sohn Hunerich und der Kaisertochter Eudokia unternahmen die Vandalen im Juni 455 einen Beutezug nach Rom. Vierzehn Tage lang wurde die Stadt geplündert. In den Folgejahren dehnte Geiserich die vandalische Herrschaft auch auf die Balearen, Sardinien, Korsika und Sizilien aus und erreichte schließlich 474 nach erfolglosen militärischen Unternehmungen des West- und Ostreichs die Anerkennung seines Besitzes.
 
Der Tod Geiserichs 477 leitete den Niedergang des Vandalenreiches ein: Weniger fähige Herrscher, dynastische Kämpfe, der religiöse Konflikt zwischen der Minderheit der arianischen Vandalen und den zeitweise verfolgten katholischen Romanen, außenpolitisch die Konsolidierung Italiens unter Odoaker und Theoderich und schließlich die Wiedereroberungspolitik Konstantinopels unter Justinian führten zum Untergang (533/34). Sicherlich zu Unrecht wurden die Vandalen seit der Spätantike (besonders in kirchlichen Quellen) zum Prototyp wilder Barbaren gemacht.

Universal-Lexikon. 2012.