Vercelli
[ver'tʃɛlli],
1) Hauptstadt der Provinz Vercelli, Piemont, Italien, 130 m über dem Meeresspiegel, an der Sesia, 48 500 Einwohner; Sitz eines katholischen Erzbischofs; Kernforschungszentrum, Museen; Mittelpunkt und Handelszentrum des größten europäischen Reisanbaugebietes mit Reismühlen, außerdem Textil- und Lederindustrie.
Bedeutende Kirchenbauten sind die Backsteinbasilika Sant'Andrea (1224 noch unvollendet geweiht) mit Konventsgebäuden, Kreuzgang und Campanile (15. Jahrhundert) sowie der Dom (Chor 1572-78, Haupthaus 18. Jahrhundert) mit romanischer Campanile (des Vorgängerbaus; 12. Jahrhundert, 1620 zum Teil erneuert); in San Cristoforo (1515 ff.) Freskenzyklus und Altarbild von G. Ferrari; im klassizistischen Palazzo Borgogna (1836) Gemäldesammlung; in der Casa Alciati (16. Jahrhundert) das Museo Leone (archäologische und historische Sammlung).
Vercelli war das römische Municipium Vercẹllae, erbaut an der Stelle einer ligurischen Siedlung. Auf den nahe gelegenen »Raudischen Feldern« (lateinisch Raudii Campi) brachte nach Plutarch der römische Feldherr Marius am 30. 7. 101 v. Chr. den Kimbern eine vernichtende Niederlage bei (die Lokalisierung des Schlachtenorts beim heutigen Vercelli ist aber fraglich). Vercelli wurde im 4. Jahrhundert Bischofssitz, dann Mittelpunkt eines langobardischen Herzogtums und einer fränkischen Grafschaft und war ab der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts eine der reichsten Kommunen Norditaliens (Fernhandel). 1335 fiel Vercelli an die Visconti, 1427 an Savoyen.
2) Provinz in Piemont, Italien, 2 088 km2, 180 800 Einwohner.
Universal-Lexikon. 2012.