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Vampire
I
Vampire
 
[v-, serbokroatisch], Singular Vampir der, -s, nach südslawischem, rumänischem und griechischem Volksglauben Verstorbene, die nachts ihrem Grab entsteigen, um Lebenden Blut auszusaugen. Dieser Vorstellung zugrunde liegt der Glauben an den lebenden Leichnam, der in Menschen- oder Tiergestalt wiederkehrt, um Schäden, Seuchen und Tod zu verursachen. Das Motiv war in der Blut saugenden Lamia schon in der Antike bekannt. Sagenhafte Berichte über Vampirismus kamen erstmals 1591 aus Schlesien, 1618 aus Böhmen, 1624 aus Polen, später auch aus Ungarn. Seit der Aufklärung (18. Jahrhundert) wurde der Vampirismus als Folge von Täuschung und Aberglauben bekämpft, z. B. in einer Schrift des Hofarztes Maria Theresias.
 
Literarische Behandlung:
 
Eine erste literarische Gestaltung des Vampirmotivs findet sich in Goethes Ballade »Die Braut von Korinth« (1797). Ausgehend von England, setzte sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Prosaform durch (z. B. John William Polidori, * 1795, ✝ 1821, »The vampyre«, 1819); bekanntestes Beispiel der Vampirromane ist B. Stokers »Dracula« (1897), der oft verfilmt wurde (Dracula), so durch F. F. Coppola (»Bram Stoker's Dracula«, 1992).
 
Literatur:
 
Von denen V. oder Menschensaugern. Dichtungen u. Dokumente, hg. v. D. Sturm u. a. (21971, Nachdr. 1973);
 P. Barber: Vampires, burial and death. Folklore and reality (Neuausg. New Haven, Conn., 1988);
 G. Klaniczay: Heilige, Hexen, V., vom Nutzen des Übernatürlichen (a. d. Engl., 1991);
 K. Hamberger: Mortuus non mordet. Dokumente zum Vampirismus 1689-1791 (Wien 1992);
 S. Pütz: V. u. ihre Opfer. Der Blutsauger als literar. Figur (1992);
 M. Bunson: Das Buch der V. (a. d. Engl., Bern 1997).
II
Vampire
 
[v-, serbokroatisch], Singular Vampir der, -s, Bezeichnung für drei in den Tropen und Subtropen Amerikas verbreitete, zur Familie der Neuwelt-Blattnasen (Phyllostomidae) gehörende Fledermausarten, die sich von Wirbeltierblut ernähren: Weißflügelvampir (Diaemus youngi), Kammzahnvampir (Diphylla ecaudata) und Gemeiner Vampir (Desmodus rotundus; Körperlänge 7,5 bis 9 cm), von denen der Gemeine Vampir am weitesten verbreitet ist. Vampire erkennen ihre Beute am Geruch, am Erscheinungsbild, an der abgestrahlten Körperwärme und mithilfe ihrer Ortungslaute. Zur Blutaufnahme beißen sie an einer geeigneten Stelle ein kleines Hautstück ab und lecken das frisch austretende Blut; der Gemeine Vampir nimmt pro Nacht bis etwa 40 ml Blut auf (rd. 132 % seines Körpergewichts). Da die große, mit dem Blut aufgenommene Wassermenge den Körper des Vampirs stark belastet, wird das Wasser möglichst schnell wieder ausgeschieden.

Universal-Lexikon. 2012.