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Uhland
Uhland,
 
Johann Ludwig, Schriftsteller und Germanist, * Tübingen 26. 4. 1787, ✝ ebenda 13. 11. 1862. Uhland, einer angesehenen Tübinger Gelehrtenfamilie entstammend, studierte 1801-11 Rechtswissenschaft und Philologie in Tübingen. Hierbei beschäftigte er sich besonders mit mittelalterlicher deutscher und französischer Literatur (1810-11 Handschriftenstudium in Paris). 1811 wurde er Anwalt in Tübingen, 1812-14 Sekretär im Justizministerium in Stuttgart; wirkte dann dort als Anwalt, 1819-26 und 1833-38 als liberaler Abgeordneter im württembergischen Landtag; ab 1820 Ȋ mit Emilie, geborene Vischer (* 1799, ✝ 1881); 1830 Professor für deutsche Literatur in Tübingen. Uhland legte das Amt 1833 aber nieder, da ihm die Regierung den Urlaub zur Ausübung seines politischen Mandats verweigerte. 1848/49 gehörte er, liberal und großdeutsch gesinnt, der Frankfurter Nationalversammlung, dann dem Stuttgarter Rumpfparlament an; 1850 zog er sich als Privatgelehrter nach Tübingen zurück.
 
Uhland gilt, neben dem mit ihm befreundeten J. Kerner, mit seinem dichterischen Schaffen als bedeutendster Vertreter und Vollender der schwäbischen Romantik (schwäbischer Dichterbund). Seine überaus erfolgreichen »Gedichte« (1815), die allein zu seinen Lebzeiten 42 Auflagen erfuhren, verbinden klassische Formstrenge mit volkstümlicher Schlichtheit (u. a. »Die Kapelle«, »Der Wirtin Töchterlein«); viele wurden u. a. von J. Brahms, F. Liszt, F. Schubert und R. Schumann vertont. Neben Liebes- und Naturlyrik finden sich auch zahlreiche patriotische Gedichte (z. B. »An das Vaterland«, »Der gute Kamerad«). Uhlands wissenschaftliche Tätigkeit (»Sagenforschungen«, 1836) spiegelt sich in seinen Balladen und Romanzen, in denen Geschichts- und Sagenstoffe dominieren, die aber auch zum Ausdruck der poetischen Auseinandersetzung mit aktuellen politischen Problemen werden (so die Kritik am Despotismus in »Des Sängers Fluch«). Dieser Bezug zur Gegenwart bestimmt auch Uhlands historische Dramen »Ernst, Herzog von Schwaben« (1817) und »Ludwig der Baier« (1819). Zu seinen bedeutendsten wissenschaftlichen Leistungen zählen die Monographie »Walther von der Vogelweide, ein altdeutscher Dichter« (1822) sowie seine Sammlung »Alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder« (2 Bände, 1844/45).
 
Ausgaben: Gedichte, herausgegeben von Erich Schmidt u. a., 2 Bände (1898); Briefwechsel, herausgegeben von J. Hartmann, 4 Bände (1911-16); Werke, herausgegeben von H. Fröschle u. a., 4 Bände (1980-84).
 
Literatur:
 
H. Fröschle: L. U. u. die Romantik (1973);
 
L. U. Dichter, Politiker, Gelehrter, hg. v. H. Bausinger (1988);
 
Kerner, U., Mörike. Schwäb. Dichtung im 19. Jh., bearb. v. A. Bergold u. a., Ausst.-Kat. Schiller-Nationalmuseum, Marbach (31992);
 
L. U. 1787-1862, bearb. v. W. Scheffler u. a., Ausst.-Kat. Schiller-Nationalmuseum Marbach (21998).
 

Universal-Lexikon. 2012.