Tschernomỵrdin,
Černomỵrdin [tʃ-], Wiktor Stepanowitsch, russischer Politiker, * Tschornij Otrog (Gebiet Orenburg) 9. 4. 1938; Ingenieur, trat 1961 der KPdSU bei, war 1967-73 Parteifunktionär in Orsk, hatte danach führende Funktionen in der Energiewirtschaft (u. a. 1985-89 Minister der UdSSR für Gasindustrie, 1989-92 Vorstandsvorsitzender und 1999-2000 Aufsichtsratsvorsitzender des Energiekonzerns »Gasprom«); nach dem Ende der Sowjetunion von Mai bis Dezember 1992 in der russischen Regierung stellvertretender Ministerpräsident (mit Zuständigkeit für die Energiewirtschaft). Unter dem Druck der Reformgegner im Parlament ernannte ihn Präsident B. N. Jelzin im Dezember 1992 zum Ministerpräsidenten; als Amtsnachfolger des wirtschaftlichen Radikalreformers J. Gajdar und als einer der reichsten Männer des Landes verfolgte er eine gemäßigte Linie des wirtschaftlichen Umbaus und unterstützte loyal den politischen Kurs Jelzins. 1995 wurde er zum Vorsitzenden des Wahlbündnisses »Unser Haus Russland« gewählt. Im März 1998 überraschend von Jelzin als Regierungschef entlassen, wurde er nach der nur bis August 1998 reichenden Amtszeit des Ministerpräsidenten S. W. Kirijenko mit der Bildung einer neuen Regierung betraut, scheiterte dabei aber am Widerstand der Staatsduma. 1999 war Tschernomyrdin russischer Sonderbeauftragter für die Lösung des Kosovokonflikts, 2001 wurde er Botschafter in der Ukraine und Vertreter von Präsidenten W. W. Putin für die Entwicklung der russisch-ukrainischen Wirtschaftsbeziehungen.
Universal-Lexikon. 2012.