Tripolitani|en,
der Nordwestteil von Libyen, umfasst 1/6 der Landesfläche mit 65 % der Bevölkerung. Am Mittelmeer erstreckt sich die (nach Tunesien hineinreichende) Küstenebene Djeffara, in der über 90 % der Bevölkerung von Tripolitanien leben (zu 40 % sesshaft auf dem Land, 26 % als Bewohner der Küstenstädte, die übrigen als Nomaden). Hier finden sich Getreidebau und Ölbaumkulturen, z. Tripolitanien mit Bewässerung; seit Ende der italienischen Kolonialherrschaft (1951) wieder verstärkte Weidewirtschaft. Im Landesinnern wird die Küstenebene halbmondförmig (von der tunesischen Grenze bis zum Mittelmeer bei Homs) vom Tripolitanischen Bergland umschlossen, einem Schichtstufenland aus kretazischen und jurassischen Kalken, Mergeln, Dolomiten und Tonen, im Osten von vulkanischen Ergüssen durchsetzt. Sein mittlerer (und höchster) Teil ist der Djebel Nefusa. Die Siedlungen der Berber sind meist in Schutzlage auf den Spornen des Gebirgsrandes angelegt. Der Nordabfall, eine 400 bis 500 m hohe Kreidekalkschichtstufe, erhält Winterregen, die in den Wadis und am Rande der Höhe Oliven- und Feigenbäume gedeihen lassen. Die Steppenhochflächen mit Krautvegetation dienen Nomaden als Ziegen- und Schafweide. Sie fallen nach Süden in kleinen Stufen zur Hammada el-Homra ab, einem wenig beregneten, mit Basaltschutt bedeckten Plateau, das im Süden, wiederum mit einer Steilstufe, an den Fessan grenzt. Die Niederschläge nehmen von der Küste (Jahresmittel 350 mm) zum Nefusa nur wenig, dann von der Landstufe südwärts rasch ab (bis unter 50 mm Jahresmittel).
Das ursprünglich von libyschen Stämmen bewohnte, nach den drei ursprünglich phönikischen Kolonialstädten Oea (heute Tripolis), Sabratha und Leptis Magna benannte Tripolitanien (griechisch Trịpolis »Dreistadt«) gehörte bis nach dem 2. Punischen Krieg (218-201 v. Chr.) zu Karthago, bis 46 v. Chr. zu Numidien und dann zum Römischen Reich; Mittelpunkt der von Diokletian eingerichteten Provinz Tripolitana war ab 297 n. Chr. Tripolis. 450 wurde das Gebiet von den Wandalen erobert, die es 533 an Byzanz verloren. Um 650 eroberten die Araber das Land, das nun von muslimischen Dynastien beherrscht wurde. 1551 wurde Tripolitanien mit den übrigen libyschen Gebieten zu einer Regentschaft des Osmanischen Reiches zusammengefasst; Statthalterresidenz war Tripolis. Die Beis von Tripolis regierten 1711-1835 nahezu unabhängig. Im 17./18. Jahrhundert war Tripolitanien als Seeräuberland (dagegen Eingreifen der USA 1802-05) und Sklavenumschlagplatz bekannt. 1911/12 fiel es unter die Herrschaft Italiens, gegen die sich aber, wie im Fessan und in der Cyrenaika, noch lange Widerstand regte. 1934 wurde Tripolitanien Teil der italienischen Kolonie »Libia«, und 1943 von britischen Truppen besetzt. (Libyen, Geschichte).
Universal-Lexikon. 2012.