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Cyrenaika
Cyrenaika,
 
Cyrenaica die, italienisch Cirenaica [tʃ-], arabisch Al-Bạrka, geschichtliche Region in Nordafrika, umfasst im weiteren Sinne ganz Ostlibyen und reicht bis nach Ägypten hinein. Das Gebiet gliedert sich in drei Großlandschaften. Am Mittelmeer erstreckt sich als 300 km langes Gebirge zwischen dem Golf von Bengasi und Derna das Barkahochland, arabisch Djebel al-Achdar (Achdar), die Cyrenaika im engeren Sinn. Über 400 mm Niederschlag im Jahresmittel (El-Beida 595 mm) ermöglichen hier das Wachsen von Macchie, in den höchsten Lagen sogar von Wald, sowie den Anbau von Oliven, Zitronen und Apfelsinen, besonders in den bewässerten Küstenebenen um Bengasi, die auch als Sahel der Cyrenaika bezeichnet werden. Die Marmarika setzt als 100-200 m hohe, küstenparallel verlaufende Kalktafel das Barkahochland als Steppenregion nach Osten fort (nach Ägypten hinein) und zeigt nur noch im Djebel al-Akaba (rd. 400 m über dem Meeresspiegel) mediterrane Züge. Nach Süden schließt sich die Libysche Wüste an. Sie besteht überwiegend aus Sandsteintafeln, die zum Teil mit Basaltdecken und Sanddünen überdeckt sind. Nur 12 % der Bevölkerung der Cyrenaika sind sesshafte Bauern (Küstenzone und Oasen), 48 % leben als halbnomadische Viehzüchter und 10 % als Vollnomaden. Die übrigen Bewohner leben in den Küstenstädten Bengasi, El-Beida, Derna, Al-Mardj (früher Barka) u. a. Wichtigste Oasengebiete sind Djalo (Erdölförderung), Taserbo, Kufra und Djaghbub.
 
Geschichte:
 
Die Cyrenaika, nach der im 7. Jahrhundert v. Chr. gegründeten Stadt Kyrene benannt, war altes griechisches Kolonialgebiet; es stand bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. unter der Herrschaft der Battiaden (Battos), seit 331 unter der Alexanders des Grossen, 322-96 v. Chr. unter der der Ptolemäer. 74 v. Chr. wurde sie römische Provinz. 641-43 von den Arabern besetzt, bildete die Cyrenaika die Ausgangsbasis für die Eroberung des Maghreb. Das Land hieß bei den Muslimen Barka und gehörte verwaltungsmäßig zu Ägypten. Der Durchzug der arabischen Stämme der Beni Hilal und Solaim um 1051 führte zum Verfall der städtischen Siedlungen und zu weitgehender Beduinisierung. 1517 mit Ägypten von den Türken unterworfen, wurde die Cyrenaika formell Tripolis unterstellt; nun bildeten sich in Bengasi und Derna neue Zentren des Landes. Gegen 1855 kam das Innere der Cyrenaika zum großen Teil unter den Einfluss der Senussi. 1912 trat das Osmanische Reich die Cyrenaika an Italien ab. Im Innern leisteten aber die Senussi bewaffneten Widerstand, den Italien erst nach Hinrichtung ihres militärischen Führers, Omar al-Mukhtar (* 1862, ✝ 1931), brechen konnte. 1934 wurde die Cyrenaika Teil der neu gegründeten italienischen Kolonie »Libia«. Im Zweiten Weltkrieg war besonders der Küstenbereich dieses Gebietes Ende 1940 und Ende 1942 Schauplatz schwerer Kämpfe zwischen italienischen und deutschen Truppen einerseits und britischen Streitkräften andererseits. 1949 wurde die Cyrenaika dem neu geschaffenen Königreich Libyen zugewiesen; 1963 in drei Provinzen aufgeteilt.
 
Literatur:
 
E. E. Evans-Pritchard: The Sanusi of C. (Neuausg. Oxford 1954);
 N. A. Ziadeh: Sanūsīyah. A study of a revivalist movement in Islam (Leiden 1958, Nachdr. ebd. 1983);
 J. Despois, in: Enc. Islam, Bd. 1 (Leiden 21960), 1048 ff.;
 R. G. Goodchild: Kyrene u. Apollonia (a. d. Engl., Zürich 1971);
 S. Applebaum: Jews and Greeks in ancient Cyrene (a. d. Hebr., Leiden 1979).

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Cy|re|nai|ka, die; -: Landschaft in Nordafrika.

Universal-Lexikon. 2012.