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Segelschiff
Windjammer; SS (abgekürzt) (fachsprachlich)

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Se|gel|schiff ['ze:gl̩ʃɪf], das; -[e]s, -e:
Schiff, das sich mithilfe von Segeln fortbewegt:
im Hafen hat ein Segelschiff festgemacht.
Syn.: Segelboot.

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Se|gel|schiff 〈n. 11Schiff, das mit Segeln fortbewegt wird

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Se|gel|schiff, das:
vgl. Segelboot.

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Segelschiff,
 
ein durch Windkraft fortbewegtes Schiff mit Segeln. Das Segelschiff ist heute bis auf einige Schulschiffe und eine Vielzahl von Sportbooten überholt; in der Küstenschifffahrt und der Fischerei hat sich Besegelung noch als Hilfsantrieb erhalten.
 
Den Typ des Segelschiffs bestimmen die Bauart des Schiffskörpers, die Anzahl der Masten und die Form und Anordnung der Segel. Als Hauptgruppen unterscheidet man Rahsegler und Schratsegler, wobei die Segel entweder Rahsegel (Quersegel) sind, die mit ihrer Oberkante an den querschiffs an den Masten angebrachten Rahen befestigt sind und durch die an den Rahenden beiderseits angreifenden Taue (Brassen) der Windrichtung entsprechend geschwenkt (»gebrasst«) werden, oder Schratsegel, deren Vorderkante in der Mittschiffsebene steht, deren Hinterende durch eine Schot eingestellt wird und die Gaffel-, Gaffeltopp- oder Stagsegel sein können. Schratsegel ermöglichen eine höhere Lage am Wind und sind in der Bedienung einfacher; Rahsegel sind leistungsfähiger und bei raumem, d. h. schräg von hinten einfallendem Wind vorteilhaft. Die Schratsegel und die losen Rahen werden durch spezielle Taue (Fallen) geheißt. Die untersten Rahsegel werden in Luv durch den Hals, in Lee durch die Schot gestreckt. Zum Festmachen holen die Geitaue die Rahsegel auf (»aufgeien«), die Gordings raffen das lose Segeltuch zusammen.
 
Die Segel eines voll getakelten Mastes sind von unten: Untersegel (Fock-, Groß- u. a. Segel), Unter- und Obermarssegel, Unter- und Oberbramsegel, Royal- und - bei sehr großen Segelschiffen - Skysegel. Vom Fockmast nach vorn zum Klüverbaum und zwischen den Masten werden meist noch dreieckige Stagsegel gesetzt.
 
Segelschiffe mit voll getakelten Masten heißen Vollschiff, früher auch »Fregattschiff« oder nur »Schiff«. Zu den Rahschiffen zählen (Fünf-, Vier-, Dreimast-)Vollschiffe, Briggs (Zweimastvollschiffe) und Barken (hinterster Mast trägt Schratsegel, die anderen tragen Rahsegel). Reine Schoner haben nur Schratsegel. Die gemischte Takelung aus Rah- und Schonersegel (Rahschoner) hat zu einer reichhaltigen Typenbildung ohne einheitlichen Bezeichnungen geführt.
 
Geschichtliches:
 
Die Ägypter führten in ihren Ruderschiffen als Hilfsbesegelung seit etwa 4000/3000 v. Chr. bei achterlichem Wind ein rechteckiges Segel mit Ober- und Unterrah. In Altkreta und Phönikien sind die ältesten Segelschiffe im 2. Jahrtausend v. Chr. nachzuweisen, in Nordeuropa um 400 n. Chr., wo sie aber sicher auch früher bekannt waren. Die Wikinger führten auf ihren Drachenbooten ein Segel mit nur einer Oberrah. Später trat bei größeren Schiffen zur Verbesserung der Kursstetigkeit zu dem üblichen Einzelmast ein kleiner, stark nach vorn geneigter Mast im Bug mit einem losen Rahsegel hinzu. Arabischen Ursprungs scheint das an schräg laufender Rah befestigte Dreiecksegel zu sein, das für das Mittelmeer charakteristisch war und deswegen Lateinsegel hieß. Mit dem Aufkommen der Koggen setzte sich aber seit Mitte des 14. Jahrhunderts das rechteckige Rahsegel auch dort durch.
 
Das reine Hochseesegelschiff ist eine Erfindung der Hanse (Hulk, Kogge); die Kogge hatte zwei Masten mit rechteckigen Segeln an losen Rahen sowie einen Achtermast mit Lateinsegel, um besser am Wind liegen zu können, und war gleichzeitig Handels- und Kriegsschiff. Erst das fest eingebaute hintere Steuerruder (seit dem 12. Jahrhundert) ermöglichte eine Vergrößerung der Segelfläche und längere Ozeanfahrten.
 
Im 15. Jahrhundert kamen die Dreimaster auf, die Masten wurden durch Stengen verlängert und erhielten Marssegel. In Spanien und Portugal hieß dieser Typ Galeone, in Italien Karrak. Die Karavellen, die C. Kolumbus, F. de Magalhães u. a. damalige Entdecker benutzten, waren kleinere Dreimaster mit guten Segeleigenschaften, die meist vorn Rah-, hinten Lateinsegel hatten. Im 16. Jahrhundert wuchsen mit dem Aufkommen der Ozeanfahrten die Schiffe und ihre Besegelung; über den Marssegeln erschienen Bramsegel. Der Bugspriet erhielt ein großes Rahsegel. Die Fläche der unteren Rahsegel wurde durch Leesegel verbreitert.
 
Mit dem 17. Jahrhundert trennte sich der Bau von Handels- und Kriegsschiffen; die Schiffsformen wurden gerader und zweckentsprechender, ein Zwischendeck wurde eingeführt. Der Schnitt der Segel war noch sehr bauchig. Im 18. Jahrhundert wurde das Marssegel Hauptsegel, und aus dem Lateinsegel des hinteren Mastes wurde unter Verkürzen der Rah der Besan mit Gaffel. Dreieckige Vorsegel am Klüverbaum und dreieckige Stagsegel zwischen den Masten traten hinzu. Die Takelung kam in ein bestimmtes festes Verhältnis zu Größe und Form des Schiffskörpers. Die Radsteuerung wurde eingeführt. Bis auf die großen Dreidecker verbesserten sich die Segeleigenschaften und ermöglichten ein erfolgreiches Kreuzen. Der französische und spanische Schiffbau wurde führend.
 
Im 19. Jahrhundert wurden größere Segelschiffe gebaut. Sie erhielten schließlich an einem voll getakelten Mast bis zu sieben Segel übereinander. Als Schnellsegler kamen die Klipper auf. Die 1853 vom Stapel gelaufene »Great Republic« gilt mit 99 m Länge als das größte hölzerne Schiff. 1875 wurde in Großbritannien das erste eiserne Viermastvollschiff gebaut. Seit dieser Zeit wurden Eisen und Stahl zum alleinigen Baumaterial für Segelschiffe, gleichzeitig begannen aber bereits die Dampfschiffe die großen Segelschiffe zu verdrängen. Die Konkurrenz zwischen Dampfschifffahrt und Segelschifffahrt währte lange Zeit. Noch 1890 hatten die Segelschiffe einen Anteil von 41 % der Welttonnage, der bis 1914 auf 7,5 % und bis 1937 allmählich auf 1,5 % sank.
 
In Deutschland gibt es als Schaustück oder Museumsschiff den ehemaligen Handelssegler »Passat« in Travemünde und das Schulschiff »Deutschland« in Bremen. Im aktiven Dienst der Bundesmarine steht nur das Schulschiff »Gorch Fock« (Dreimastbark).
 
Literatur:
 
W. Laas: Die großen S.e (1908, Nachdr. 1972);
 E. Pâris: Linienschiffe des 18. Jh. (a. d. Frz., Neuausg. 1983);
 W. Hölzel: Klipperschiffe des 19. Jh. (Rostock 41987);
 
Das große Buch der »Windjammer«, hg. v. F. Grube u. G. Richter (Neuausg. 1988);
 U. Schaefer: Gaffelschoner in Nord- u. Ostsee (1990);
 
Der S.e große Zeit, hg. v. J. Jobé (a. d. Frz., 81991);
 J. Randier: Die große Zeit der Windjammer (a. d. Frz., 1994);
 
Die letzten großen S.e, bearb. v. O. Schäuffelen (91997).
 
Weitere Literatur: Schiff.
 

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Se|gel|schiff, das: vgl. ↑Segelboot.

Universal-Lexikon. 2012.