Steuerwirkungen,
die Wirkungen der einzelnen Steuern und der Besteuerung insgesamt auf das Verhalten der Wirtschaftssubjekte und damit auf Allokation, Distribution und Stabilität einer Volkswirtschaft oder auch mehrerer, durch Außenhandel und Kapitalbewegungen miteinander verbundener Volkswirtschaften. Steuerwirkungen können nicht nur und nicht erst durch tatsächliche Steueränderungen, sondern allein schon durch die Ankündigung oder das Bekanntwerden von geplanten Maßnahmen ausgelöst werden (Ankündigungs- oder Signaleffekte). Im Zuge der Erweiterung der Funktion der Besteuerung versucht die Steuerpolitik mehr und mehr, die Steuerwirkungen v. a. für wirtschaftspolitische Ziele zu nutzen. Im Extremfall kann diese Absicht, spezifische Steuerwirkungen herbeizuführen, die Erzielung von Einnahmen völlig überlagern (z. B. bei Umweltabgaben oder der Erhebung eines Konjunkturzuschlags im Boom und Stilllegung der Einnahmen).
Zu den unmittelbaren Wirkungen einer Steueränderung gehören Steuerausweichung, Steuerüberwälzung, Steueramortisation und Steuerhinterziehung (Steuerstrafrecht) ebenso wie die Reaktionen der Steuerzahler auf die durch die Steuer bewirkte Einkommenskürzung in Form von Veränderungen des Konsum-, Spar-, Investitions- und Arbeitsangebotsverhaltens beziehungsweise der Leistungsbereitschaft (Steuereinholung). All diese Steuerwirkungen schlagen sich auf den Märkten nieder in Änderungen von Angebot, Nachfrage und relativen Preisen und lösen damit neue Einkommens- und Substitutionseffekte aus, sodass sich Wirkungen auf Umfang, Zusammensetzung und Verteilung von Sozialprodukt und Volkseinkommen ergeben. Diese Veränderungen rufen erneut Verhaltensänderungen hervor (gegebenenfalls sogar Korrekturen des ursprünglichen Steuergesetzes durch den Gesetzgeber).
Die von der keynesianischen und postkeynesianischen Makroökonomie entwickelten Vorstellungen über die Multiplikatorwirkungen der Steuern auf Konjunktur und Wachstum haben die Stabilitätspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg stark beeinflusst. Die allokativen und distributiven Steuerwirkungen werden in jüngster Zeit verstärkt mithilfe mikroökonomischer Gleichgewichtsmodelle analysiert, die einen hohen Grad an Disaggregation nach Wirtschaftssektoren, Gütern und Faktoren erlauben und die es ermöglichen sollen, auch Fernwirkungen und Rückkopplungseffekte mit zu berücksichtigen und in Simulationsrechnungen zu quantifizieren.
Universal-Lexikon. 2012.