Severing,
Carl, Politiker, * Herford 1. 6. 1875, ✝ Bielefeld 23. 7. 1952; Schlosser; Mitglied der SPD, zunächst Gewerkschaftssekretär, dann Redakteur der sozialdemokratischen »Volkswacht«, 1907-12 und 1920-33 Mitglied des Reichstags, 1919-20 Abgeordneter in der Nationalversammlung, 1921-33 Mitglied des Landtags von Preußen, bemühte sich 1919 und 1920 als preußischer Staatskommissar für Westfalen erfolgreich um die friedliche Beilegung von Unruhen im Ruhrgebiet. Als preußischer Innenminister (1920-26, mit kurzer Unterbrechung 1921) baute er anstelle der alten königlichen eine stärker republikanisch orientierte Polizei auf. Von Juli 1928 bis März 1930 war Severing Reichsinnenminister in der Regierung der großen Koalition unter Reichskanzler H. Müller, mit dem er gemeinsam in der Krise dieser Regierung eine vermittelnde »staatspolitische Linie« einnahm, um - wie befürchtet - ein Ende des parlamentarischen Systems in Deutschland zu verhindern. Ab Oktober 1930 wieder preußischer Innenminister, lehnte Severing nach der staatsstreichartigen Absetzung der preußischen Regierung durch Reichskanzler F. von Papen im Juli 1932 die formelle Übergabe seines Amtes an seinen kommissarischen Nachfolger ab. - Nach 1945 beteiligte sich Severing am Wiederaufbau der SPD; 1947 wurde er Mitglied des Landtags in Nordrhein-Westfalen. - Autobiographie: »Mein Lebensweg« (2 Bände, 1950).
Universal-Lexikon. 2012.