sẹrbisch-orthodọxe Kirche,
die autokephale orthodoxe Kirche des Serbischen Patriarchats; ihr Oberhaupt ist der »Erzbischof von Peć, Metropolit von Belgrad und Karlovci und Patriarch der Serben« (seit 1990 Patriarch Pavle, eigentlich Gojko Stojčević, * 1914), Sitz des Patriarchen ist Belgrad; liturgische Sprachen sind Kirchenslawisch, Serbisch und in der englischsprachigen Diaspora Englisch. Der Jurisdiktionsbereich des Serbischen Patriarchats umfasst 39 Diözesen in Jugoslawien, in Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Slowenien, Ungarn, Rumänien, Westeuropa, Mitteleuropa, Nordeuropa (Großbritannien und Skandinavien), Nordamerika (USA, Kanada) und Australien. Die Zahl der Gläubigen wird kirchlicherseits mit rd. 12 Mio. angegeben. Zur »Serbisch-Orthodoxen Diözese für Mitteleuropa« (Sitz: Hildesheim-Himmelsthür) gehören rd. 200 000 serbisch-orthodoxe Christen in Deutschland.
Die Anfänge vereinzelter christlicher Mission unter den Serben reichen ins 7. Jahrhundert zurück, die Wurzeln der serbischen Kirchenorganisation in die Zeit des Fürsten Mutimir (✝ 891) von Raszien, der 891 endgültig den orthodoxen Glauben annahm. Eine eigenständige serbisch-orthodoxe Kirche entstand allerdings erst im 13. Jahrhundert unter Sava als erstem Erzbischof, der 1219 vom Ökumenischen Patriarchen die Autokephalie des serbischen Erzbistums erlangte. 1346 erhob Stephan IV. Dušan dieses zum Patriarchat (Sitz in Peć; 1375 vom Ökumenischen Patriarchat anerkannt). Unter der türkischen Herrschaft wurde das serbische Patriarchat Peć 1459 aufgehoben und dem Erzbistum Ohrid unterstellt, 1557 neu errichtet und 1766 wiederum aufgehoben. Nach dem Zerfall Altserbiens und der Auswanderung vieler Serben nach Slawonien und Südungarn kam es zur Bildung eigenständiger serbischer Jurisdiktionen in Montenegro (Metropolie Cetinje), Dalmatien und Sirmien. Im Fürstentum Serbien erlangten die Metropoliten von Belgrad 1831 die Autonomie und 1877/79 die Autokephalie. 1918 schlossen sich die serbischen Teilkirchen in dem neu entstandenen »Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen« zur serbisch-orthodoxen Kirche zusammen, die 1920 vom Ökumenischen Patriarchat die Anerkennung als Serbisches Patriarchat erlangte. Die Zerschlagung des jugoslawischen Staates 1941 führte auch zur zeitweiligen Zerstörung der Kirchenstruktur und im Einflussbereich des Staates Kroatien zu einer Fülle antiorthischer Maßnahmen (Morde, Zwangsbekehrungen, Vertreibungen, Zerstörungen von Kirchen und Klöstern). In den kriegerischen Auseinandersetzungen nach dem Zerfall der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (1991-95) stand das Handeln der serbisch-orthodoxen Kirche im Spannungsfeld zwischen der Wahrung berechtigter serbischer Interessen und dem Bemühen um einen gerechten Ausgleich zwischen den Kriegsparteien.
Zum Jurisdiktionsbereich des Serbischen Patriarchats gehört nach gesamtorthodoxer Rechtsauffassung auch die Makedonische Orthodoxe Kirche. Diese hatte 1958 von der serbisch-orthodoxen Kirche den Status der Autonomie in Fragen der inneren Verwaltung verliehen bekommen, 1967 aber einseitig ihre Autokephalie erklärt. Sie umfasst heute sieben Eparchien (Bistümer) in der Republik Makedonien und je eine Eparchie in Amerika und in Australien. Sitz des Oberhauptes der Makedonischen Orthodoxen Kirche (seit 1999 Erzbischof Stefan [Veljanovski, * 1955]) ist Skopje (Makedonien, Religion). Einer künftigen gesamtorthodoxen Anerkennung ihrer Autokephalie stimmte der vom Ökumenischen Patriarchen 1997 einberufene orthodoxe Kirchengipfel im Grundsatz zu. - Zu kirchlichen Separationsbestrebungen in Montenegro: Jugoslawien (Religion).
V. Pospischil: Der Patriarch in der s.-o. K. (Wien 1966);
Universal-Lexikon. 2012.