Schịndler,
1) Anton, Dirigent und Musikschriftsteller, * Meedl (bei Mährisch-Neustadt) 13. 6. 1798, ✝ Bockenheim (heute zu Frankfurt am Main) 16. 1. 1864; wirkte ab 1822 in Wien am Theater in der Josefstadt, 1831-35 in Münster und 1835-40 in Aachen. Schindler war ab 1816 unbezahlter Sekretär L. van Beethovens, dem er in allen Angelegenheiten des täglichen Lebens zur Seite stand. Nach Beethovens Tod (1827) erhielt er dessen Nachlass, darunter etwa 400 Konversationshefte. Von diesen vernichtete er zwei Drittel, in der wohlmeinenden Absicht, ein bestimmtes Beethovenbild zu vermitteln. In den übrigen fälschte und ergänzte er eine Reihe von Eintragungen. Von grundlegender Bedeutung ist Schindlers »Biographie von Ludwig van Beethoven« (1840), die allerdings auch Irrtümer und Entstellungen enthält.
2) Emil Jacob, österreichischer Maler, * Wien 27. 4. 1842, ✝ Westerland (Sylt) 9. 8. 1892; orientierte sich an der niederländischen Malerei des 17. Jahrhundert und besonders an den Werken der Schule von Barbizon. Schindler schuf stimmungsvolle Landschaftsbilder, die sich in seiner Spätzeit dem Impressionismus nähern.
Die Schule von Plankenberg. E. J. S. u. der österr. Stimmungsexpressionismus, bearb. v. M. Haja u. a., Ausst.-Kat. (Graz 1991).
3) Oskar, Fabrikant, * Zwittau 28. 4. 1908, ✝ Hildesheim 9. 10. 1974; Sudetendeutscher; übernahm 1939 jüdische Betriebe in Krakau und errichtete eine eigene Emaillierfabrik, in der er v. a. jüdische Arbeiter aus dem Arbeitslager Płaszów beschäftigte, von denen er 1944/45 - auch dank guter Kontakte zu deutsch Stellen - über 1 200 vor dem Tod bewahrte. Nach 1945 erhielt er dafür den Ehrentitel »Gerechter unter den Völkern«. Seine Tat wurde besonders bekannt durch das Buch von T. Keneally und den darauf basierenden Spielfilm »Schindlers Liste« (1993, Regisseur: S. Spielberg). Holocaust
4) Rudolph Michael, amerikanischer Architekt österreichischer Herkunft, * Wien 5. 9. 1887, ✝ Los Angeles (Calif.) 22. 8. 1953; Schüler von O. Wagner in Wien, wo er auch Kontakt zu A. Loos hatte. 1914 reiste er in die USA und arbeitete 1917-20 im Büro von F. L. Wright. Ab 1921 unterhielt Schindler ein Büro in Los Angeles und baute v. a. Einfamilienhäuser (Lovell Beach House in Newport Beach, Calif., 1925-26), in denen er die Betonskelettbauweise als eine offene und dynamische Raumstruktur meisterhaft anwandte.
A. Sarnitz: R. M. S. Architekt 1887-1953 (Wien 21986);
R. M. S. Composition and construction, hg. v. L. March u. a. (London 1995).
Universal-Lexikon. 2012.