Quintana
2) Volkskunde und Brauchtum: ursprünglich eine Gasse in römischen Heerlagern mit Zielpfählen zur Übung des Schwert- und Lanzenfechtens, besonders vom Pferd aus; seit dem Mittelalter Bezeichnung für das höfische »Zielreiten«. Seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert ist das höfisch-ritterliche, im späten Mittelalter durch das städtische Patriziat und danach vom Landvolk übernommene Sportspiel bis ins 18. Jahrhundert hinein bezeugt: Stechen und Rennen nach aufgestellten Holzschilden und Ringen, Holzfiguren in Gestalt eines Ritters (Rolandspiel), eines Türken oder Mohren.
Quintạna
[kin-], José Manuel, spanischer Schriftsteller, * Madrid 11. 4. 1772, ✝ ebenda 11. 3. 1857; Hauptrepräsentant der spanischen Spätaufklärung; als Journalist und Politiker entschiedener Vertreter eines liberalen Reformdenkens und Erziehungswesens; organisierte 1808 den geistigen Widerstand gegen Napoleon I. Die Zeit der reaktionären Herrschaft Ferdinands VII. verbrachte er im Gefängnis (1814-20) und in der Verbannung (1823-33); unter dessen liberaler Nachfolgerin Isabella II. versah er hohe öffentliche Ämter. Sein dramatisches Werk (»El duque de Viseo«, 1801; »Pelayo«, 1805) protestiert gegen Tyrannei und Fanatismus; die von J. Meléndez Valdés und N. Álvarez de Cienfuegos inspirierte, stark rethorische Lyrik feiert die Idee des Fortschritts, der Tugend und des Patriotismus (»Oda a la invención de la imprenta«, 1800; »Oda a los marinos españoles en el combate del 21 de octubre«, 1805). Mit seinen Fragment gebliebenen »Vidas de españoles célebres« (3 Bände, 1807-33; deutsch »Lebensbeschreibungen berühmter Spanier«) wollte er der spanischen Jugend liberale Tradition neu nahe bringen.
A. Dérozier: J. M. Q. et la naissance du libéralisme en Espagne, 2 Bde. (Paris 1968-70).
* * *
Universal-Lexikon. 2012.