Potosị́,
Hauptstadt des Departaments Potosí, Bolivien, 3 976 m über dem Meeresspiegel, in öder Umgebung am Fuß des Cerro Potosí (»Cerro Rico«, 4 829 m über dem Meeresspiegel), 123 000 Einwohner; Bischofssitz; Universität (gegründet 1892); Bergbau (besonders Zinn, auch Zink und Blei; Silber heute nur noch Nebenprodukt).
Aus der Kolonialzeit sind zahlreiche Kirchen erhalten, die besonders durch indianische Einflüsse geprägt sind. In der Kirche Copacabana (17. Jahrhundert) Dekorationen im Mudéjarstil. Im Kirchenschiff von San Lorenzo (1548 gegründet, heutiger Bau 18. Jahrhundert) fantasievolle indianische Steinmetzarbeiten. Das Portal der Kirche San Francisco (1726 geweiht) ist im Stil eines indianisierten Barock gestaltet. Die Kathedrale (heutiger Bau 1809-33) in klassizistischem Stil ist dreischiffig mit oktogonaler Kuppel. Die Casa Real de la Moneda (königliche Münze, 1572 gegründet, heutiger Bau 1759-73) ist heute Museum (Kolonialkunst, Münzen u. a.). Die Stadt und die Silberminen wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Nach der Entdeckung der Silbervorkommen wurde Potosí als Villa Imperiạl de Potosí ['bija-] 1545 gegründet; fast zwei Drittel des im 17. Jahrhundert geförderten Silbers (Hauptquelle des spanischen Silberreichtums) stammten aus Potosí. Die Arbeitskräfte wurden durch das System der Mita gestellt. Bis zur Erschöpfung der Silbervorkommen im 18. Jahrhundert war Potosí eine blühende Stadt (zwischen 120 000 und 160 000 Einwohner). Nach 1900 kam es mit dem Beginn des Zinnerzbergbaus zu einem erneuten Aufschwung.
B. Arzáns de Orsúa y Vela: Historia de la villa imperial de P., hg. v. L. Hanke, 3 Bde. (Providence, R. I., 1965);
I. Wolff: Reg. u. Verwaltung der kolonialspan. Städte in Hochperu. 1538-1650 (1970).
Universal-Lexikon. 2012.