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Persischer Golf
Pẹrsischer Gọlf,
 
Arabisch-Pẹrsischer Gọlf, Arabischer Gọlf, flaches Nebenmeer (intrakontinentales Mittelmeer) des Indischen Ozeans, zwischen Iran und der Arabischen Halbinsel, durch die Straße von Hormus (60-100 km breit) mit dem Golf von Oman verbunden; Anrainerstaaten sind Iran, Irak, Kuwait, Saudi-Arabien, Bahrain, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Oman; 240 000 km2, Wasservolumen 10 000 km3, im Mittel 25 m, maximal 170 m tief. Der Persische Golf hat extrem hohe Temperaturwerte (Höchsttemperatur der Meeresoberfläche 35,6 ºC, Mittelwerte für August 30-32 ºC, für Februar 15-22 ºC) und eine hohe Salzkonzentration (3,7 % bis über 4 %, im arabischen Küstenbereich bis 7 %). Die Gezeiten sind überwiegend halbtägig (Springtidenhübe bis 2,3 m) mit Ausnahme des südlichen Teils (eintägige Gezeiten mit Springtidenhüben bis 1,1 m).
 
Erdölwirtschaft:
 
Im Bereich des Persischen Golfs liegen die bedeutendsten Erdölvorkommen der Erde. Die Anliegerstaaten Iran, Irak, Kuwait, Saudi-Arabien und VAE verfügen über (1995) 88 Mrd. t sicherer Erdölreserven; das sind 65 % der Weltvorräte. Die Rohölförderung dieser Länder belief sich 1995 auf 836 Mio. t, das sind 25 % der Weltförderung. Damit werden die vorhandenen Reserven zurzeit noch sehr geschont. Von den insgesamt 15 Erdölfeldern der Erde mit jeweils mehr als 1,5 Mrd. t sicheren Reserven liegen 13 im Bereich des Persischen Golfs; jedes der beiden größten Erdölfelder hier (Ghawar in Saudi-Arabien und Burgan in Kuwait) verfügt über mehr sichere Reserven als die USA und auch als die GUS-Staaten.
 
Geotektonisch ist der Golf ein seit rd. 20 000 Jahren sukzessive vom Meer überfluteter Teil einer großen, lang gestreckten Senkungszone (Mesopotamischer Trog) am Rand der Arabischen gegen die Iran. Platte. Die Lagerstätten an der Südwestflanke des Mesopotamischen Trogs finden sich in weit gespannten, flachen und oft schildförmigen Aufwölbungen und Strukturen des jurassischen und kretazischen Untergrunds. Die meisten Felder sind erst nach 1945 erschlossen worden. Seit den 60er-Jahren explorieren Geologen auch den Meeresboden des Golfs. Heute kommen 31 % der Produktion der Anrainer aus »Offshore«-Erdölquellen. Infolge der wirtschaftlichen Bedeutung (Konzessionen) ist das gesamte Meeresgebiet unter den Anliegerstaaten aufgeteilt. Strittig sind die Grenzen zwischen VAE und Iran im Bereich Abu Musa/Große und Kleine Tanab-Inseln (von Iran 1971 besetzt).
 
Die Produktionskosten für Erdöl liegen im Bereich des Persischen Golfs sehr viel niedriger als in fast allen anderen Erdölregionen der Erde. Auch ist die durchschnittliche Förderung pro Jahr und Sonde 20- bis 100-mal höher als in den USA und in den GUS-Staaten. Das mit dem Erdöl assoziierte (76 % der Gesamterdgasproduktion von 190 Mrd. m3/Jahr) und trockene Erdgas wird inzwischen für Industrie (Petrochemie, Kunstdünger), Meerwasserentsalzung und Elektrizitätserzeugung eingesetzt, daneben für den Export verflüssigt (Tanker) oder direkt per Rohrleitungen (Iran-GUS, Projekte Iran-Europa, Iran-Pakistan-Indien, VAE/Oman-Pakistan-Indien) transportiert. Die größten Erdgasvorräte besitzen Iran (1995: 21 000 Mrd. m3), Katar (7 100 Mrd. m3), die VAE (5 800 Mrd. m3) und Saudi-Arabien (5 300 Mrd. m3).
 
Alle Felder sind mit einem umfassenden Netz von Rohrleitungen an Verladehäfen (Terminals) angeschlossen, die am flachen Ufer oft mehrere Kilometer in den Golf hinaus gebaut sind. Zu den größten zählen die Inseln Charg, Lavan und Sirri (Iran), Khor al-Amaija und Mina al-Bakr (Irak), Mina al-Ahmadi, Mina Abdulla und Schuaiba (Kuwait), Ras Tanura und Jubail (Saudi-Arabien), Umm Said (Katar) sowie Jabal Dhanna, Ruwais und die Inseln Das, Mubaraz und Zirku (VAE).
 
Pipelines bringen Erdöl vom Irak zum Mittelmeer (Dörtyol [Türkei] in Betrieb) und quer durch Saudi-Arabien zum Roten Meer (Petroline nach Janbo). Andere Leitungen (Irak-Janbo [Saudi-Arabien], Irak-Haifa [Israel], Irak-Tripolis [Libanon]/Banias [Syrien], Saudi-Arabien-Saida [Libanon]) liegen aus politischen Gründen still. Erdgasleitungen verbinden Iran mit den GUS-Staaten, Pläne bestehen in Richtung Türkei-Europa und nach Pakistan-Indien sowie von Saudi-Arabien/VAE nach Fujaira zum Indischen Ozean.
 
Die ökologischen Effekte des irakischen Überfalls auf Kuwait (1990/91) waren erheblich. 1,5 Mio. t Rohöl gelangten aus brennenden kuwaitischen Erdölquellen 1991 ins Meer, wo sie Flora und Fauna zerstörten und die Meerwasserentsalzungsanlagen bedrohten. Die materiellen Schäden sind inzwischen weitgehend beseitigt, die Natur erholt sich. Ob es weiter gehende Auswirkungen z. B. auf das Klima gibt, wird von den Umweltbehörden der Anrainer aufmerksam beobachtet.

Universal-Lexikon. 2012.