Ober|ạmmergauer Passionsspiel,
Volksschauspiel um die Passion Christi, das alle zehn Jahre in Oberammergau stattfindet. Der Überlieferung nach geht es auf ein Gelübde der Dorfgemeinde im Pestjahr 1633 zurück und soll 1634 erstmals aufgeführt worden sein. Diese Angaben beruhen auf der Auswertung einer 1733 verfassten Chronik durch die Ortsgeistlichen A. Daisenberger und J. B. Prechtl 1850/51, die jedoch beide Ungenauigkeiten dieser Quelle andeuteten. Nach neuester Forschung widersprechen Archivalien des benachbarten Klosters Ettal von 1633-36 der Richtigkeit der von den Zeitumständen nicht haltbaren Datierungen. Gesichert ist ein Spieltext von 1662, eine Kompilation aus zwei Augsburger Passionsspielen, einem des späten 15. Jahrhunderts aus dem Kloster Sankt Ulrich und Afra und einem von 1566 des Meistersingers S. Wild, danach eine Aufführung von 1664. Nach der Revision von 1750 entsprach das Oberammergauer Passionsspiel dem barocken allegorischen Drama. Eine weitere Reform 1810 reduzierte das Geschehen im Wesentlichen auf den Bibeltext. Die heutige Fassung geht auf einen Text von 1860 zurück; seit 1960 wurden verschiedene antisemitische Passagen gestrichen. Erst seit Ende der 1980er-Jahre sind auch Frauen als Darsteller zugelassen. Regisseur ist seit 1990 Christian Stückl (* 1960).
H. Moser: Quellenkritisches zur Entstehungslegende des O. P., in: Jb. für Volkskunde, N. F. Jg. 1 (1978);
R. Kaltenegger: Oberammergau u. die Passionsspiele: 1634-1984 (1984);
Hört, sehet, weint u. liebt. Passionsspiele im alpenländ. Raum, hg. v. M. Henker u. a., Ausst.-Kat. Ammergauer Haus, Oberammergau (1990).
Universal-Lexikon. 2012.