Nyerere,
Julius Kambarage, tansanischer Politiker, * Butiama (am Victoriasee) 1922, ✝ London 14. 10. 1999, Sohn eines Häuptlings der Zanaki; studierte 1943-45 in Uganda, 1949-52 in Edinburgh. Unter seiner Führung entwickelte sich die 1954 von ihm mitbegründete Tanganyika African National Union (TANU) zur maßgeblichen politischen Kraft in Tanganjika. Als Ministerpräsident (Mai 1961-Januar 1962) führte Nyerere sein Land im Dezember 1961 in die Unabhängigkeit; 1962 wurde er zum Staatspräsidenten gewählt. Nach der Vereinigung von Tanganjika und Sansibar zur Vereinigten Republik von Tansania (1964) war er bis 1985 Staatspräsident von Tansania, 1977-90 Vorsitzender der Partei Chama Cha Mapinduzi (Abkürzung CCM, deutsch »Partei der Revolution«).
1967 wies Nyerere mit der »Erklärung von Arusha« den Weg einer Politik des »Sozialismus und der Eigenständigkeit«. Unter dem Schlagwort »Ujamaa« (Swahili »Gemeinsinn«) suchte er eine sozialistische Form der Landwirtschaft mit den traditionellen Lebens- und Arbeitsweisen der afrikanischen Großfamilie zu verbinden. Das Konzept fand international weite Beachtung, blieb jedoch innenpolitisch umstritten, da die damit verbundene Umsiedlung von Bauern in kollektive »Ujamaa-Dörfer« wirtschaftliche Rückschläge bewirkte. Außenpolitisch verfolgte er als einer der Wortführer der Dritten Welt eine Politik der Blockfreiheit. Innerhalb Afrikas unterstützte Nyerere die antikolonialen Befreiungsbewegungen (z. B. die FRELIMO) und bekämpfte v. a. die weißen Minderheitsregierungen in Rhodesien (Simbabwe) und in der Republik Südafrika. 1978/79 führte er durch eine militärische Intervention in Uganda den Sturz von Präsident I. Amin Dada herbei.
Universal-Lexikon. 2012.